Wehmut

Zwei Tage habe ich nun in meiner Geburtsstadt verbracht und hatte eine wunderbare Zeit mit lieben Menschen.

Wenn ich in den vergangenen Jahren Zeit in meiner Heimat verbracht hatte, dann lediglich nur im Kreise der Familie oder meiner Freundin aus Kinder- und Jugendtagen. Für ausgedehnte Stadtbummel fehlte jeweils die Zeit. Es hat sich seit meinem Wegzug vor 25 Jahren sehr viel getan. Das Stadtbild hat sich verändert. Viele Strassen sind Einbahnstrassen geworden und die Zufahrt in den Stadtkern ist nur noch bedingt möglich.

Mit meiner Tochter entdeckte ich AMBERG in der Oberpfalz neu. Schon seit jeher gibt es hier ca. 42.000 Einwohner. Also, alles sehr überschaubar und wenn man nicht an einzelnen Plätzen zu lange verweilt kommt man mit zwei Stunden ganz gut durch.

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Das Auto parkten wir am Kurfürstenbad und liefen unter der Hauptstrasse durch das Wahrzeichen, der Stadtbrille, ins Stadtzentrum. Dabei kamen wir am kurfürstlichen Schloss vorbei und besuchten den Rosengarten im Landratsamt.

20160831_093208Auf der Vils ist es möglich eine Plättenfahrt zu machen; allerdings nur am Wochenende. Mit den Plätten wurde früher Handelswaren gefahren. Durch den Salz- und Eisenhandel hatte Amberg im Mittelalter seinen Reichtum erhalten.

Direkt an der Vils ist die St. Martinskirche gebaut. Der Turm steht auf Holzpfählen (wie in Venedig) direkt im Wasser. Zurzeit ist der Turm wegen Renovierungsarbeiten verhüllt.

Mitten am Marktplatz, Photo Shader Imageneben dem Rathaus, kann man den Hochzeitsbrunnen bewundern. Den gibt es erst seit 2000 und war mir bisher auch noch nicht aufgefallen. Er zeigt das Brautpaar Margarete von Bayern-Landshut und Philipp von der Pfalz, die sich im Jahr 1474 vermählt haben. Die beiden sind von zwei Narren flankiert. Welche Bedeutung der Brunnen nun hat, hat sich mir leider nicht erschlossen. Aber ich hab mir den Spaß gemacht und bin barfuß darin herumgeplanscht.

Wenn wir schon bei Hochzeit sind, dann möchte ich doch direkt das Eh’Häusl erwähnen. In der Historie entstand dieses Haus aufgrund der Vorschrift, dass heiratswillige Paare einen Nachweis über einen Grundbesitz erbringen mussten. Der Stadtrat verlangte dies auch noch im 18. Jahrhundert. Deshalb bebaute ein findiger Kaufmann in dieser Zeit eine 2,5 m breite Lücke zwischen zwei Häusern in der Seminargasse, zog vorne und hinten eine Mauer hoch und setzte ein Dach darauf. Heiratswillige kauften dieses Haus und verkauften es nach der Eheschließung wieder. Der Volksmund vergab deshalb den Namen Eh’Häusl. Heute ist es ein Luxus-Etablissement und das kleinste Hotel der Welt.

Bei meinem Rundgang durch die Stadt zog es mich wieder zum Walfischhaus. 20160831_100430Dieses schwarz gestrichene Gebäude hatte mich schon immer fasziniert. Es hat seine Bezeichnung von zwei Figuren unterhalb des Giebels, die darstellen, wie der Prophet Jona von einem Walfisch zunächst verschlungen und dann wieder ausgespuckt wird. Die Figuren stammen aus dem 17. Jahrhundert. Derzeit ist dieses Haus verhüllt, so dass ich kein vernünftiges Foto machen konnte. Aber eine Figur konnte ich dann dennoch fotografieren und möchte ich hier nicht vorenthalten.

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Über die Vils verlaufen einige Brücken, so dass man ganz gut von einer auf die andere Seite des Flusses laufen kann.

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Unser ehemaliges Kino, das Park-Theater, wird derzeit zu einer Osteria umgebaut. Ein modernes Kino ist an anderer Stelle entstanden.20160831_101501

Im Stadttheater habe ich als zwanzigjährige meine erste Oper – La Traviata – gesehen und somit die klassische Musik zu lieben gelernt.

Bei der Runde durch die Stadt sind mir viele leerstehende Geschäfte aufgefallen. Im Zentrum wird es einsam. Das macht wehmütig. Erinnere ich mich doch an einige Läden, die ich in jungen Jahren mit Freundinnen durchstöbert habe und immer fündig geworden war. Aber das war vor der Zeit des Internets.

Habe ich nicht vorher schon das Heiraten angesprochen?

In der Bergkirche finden wohl die meisten Hochzeiten statt. Getraut wird man hier dann von Franziskanermönchen. Ich bevorzuge jedoch den Franziskaner in der Flasche – bevorzugt dunkel…. 😉

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Auf dem Berg, im Wald, fand ich für mich immer eine friedliche Oase. Deshalb sind wir auch hier spazieren gegangen und haben uns die Stadt nochmals von oben angeschaut.

Vom hölzernen Fliegenpilz aus, der inzwischen auch von Liebenden mit Schlössern geschmückt wird, hat man einen schönen Rundblick.

Unsere Runde schlossen wir in der Bergwirtschaft, bei Apfelstrudel mit Walnusseis und einem Cappuccino, ab.

Mir ist klar, dass ich mir noch einmal einiges ansehen möchte, deshalb plane ich einen baldigen Besuch und werde mir dafür dann etwas mehr Zeit nehmen. Meine Freundin freut sich schon jetzt auf mich / uns. Ihre Gastfreundschaft nehme ich gerne an.

©UMW


6 Gedanken zu “Wehmut

  1. Schön ist es anhand deiner Beschreibung und deinen Fotos virtuell durch diese Stadt zu gehen, in der ich bisher in meinem Leben noch nie war, die aber viele interessante Stellen zum Verweilen bietet,
    vielen Dank für diesen tollen Bericht!
    Liebe Morgengrüße vom Lu

    Gefällt 1 Person

    1. Danke lieber Lu. Diese Stadt atmet meine Kindheit und Jugend und für Naturfreunde bietet es viel Grün. Wie überall in der Oberpfalz fehlen jedoch Arbeitsplätze.
      Liebe Morgengrüße auch an dich von Ulrike

      Gefällt 1 Person

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