Frei atmen…

(oder aus 4 mach 6 am Wank)

Vor zwei Tagen hatten Susanne und ich kurzfristig eine Bergtour für heute ausgemacht. Am Morgen war ich nur halb ich selbst. Kopfschmerzen hatten mich in der Nacht geplagt, die ich dann mit einer Tablette ausgeschalten hatte.

Nach einem Cappuccino und einer kalten Dusche war ich einigermaßen klar, so dass ich etwas Brotzeit zusammenpacken konnte. Zu einer Flasche Apfelschorle packte ich dunkelrote Weintrauben, Äpfel, Landjäger, Brez’n und zwei Stücke Zwiebelkuchen ein. Außerdem kam noch eine wärmende Fleece-Jacke in meinen Rucksack. Nach einem kurzen Nachrichten-Check war klar, dass wir um 9 Uhr abfahren wollten. Es war fünf Minuten davor. O.k., ich musste mich ranhalten. Geldbeutel und Sonnenbrille gepackt, in die Schuhe geschlüpft und los getrabt. Vier Etagen runter und geklingelt. Ja, wir sind bereits seit 25 Jahren Nachbarinnen und haben schon die eine oder andere Zeit miteinander durch- und überstanden. Und wir gehen auch gerne einmal miteinander in die Berge. Heute sollte es nach Garmisch-Partenkirchen den Wank hoch gehen.

Susanne öffnete mir die Tür und ich konnte recht schnell feststellen, dass auch sie wenig fit war. Eine Erkältung. Na prima… Trotzdem wollten wir unser Vorhaben umsetzen.

Wir fuhren noch eben zur Tanke, befüllten das Auto mit Sprit, checkten den Reifendruck (oh weh, meine Problemzone! Die Reifen lagen bei ca. 1,5 bar) und fuhren dann endlich gen Berge.

Nachdem wir am Parkplatz angekommen waren, war die Überlegung vier Stunden Bergauf zu laufen und Bergab die Bahn zu nehmen. Da wir beide aber so malad beieinander waren, entschlossen wir uns mit der Bahn eine Hin- und Rückfahrt zu lösen und oben eine zwei Stunden-Rundtour zu machen. Nach 20 Minuten Gondelfahrt und einem genialen Panoramablick sind wir oben angekommen. Kurz schäkerten wir noch mit dem netten Personal bevor wir die Bergstation verließen.

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Von einem kühlen frischen Wind wurden wir empfangen. Wir sahen uns erst einmal um, bevor wir den Rundweg antraten. Die Angaben empfanden wir hier oben sehr spärlich. Der Rundweg entpuppte sich als fad und für uns unbefriedigend. Gehandicapt waren wir irgendwie motzig. Prima, dass wir unter uns waren!

20160928_125621Nachdem wir etwa 1,5 Stunden herum gelaufen waren, war es Zeit endlich in die Hütte zu gehen und auf der Terrasse etwas Sonne bei einer Leckerei zu genießen. Wir bekamen tatsächlich einen Tisch für uns. Auf der Hütte gehört für mich Buttermilch zum Programm. Die gab es aber leider nicht. Also hab ich mich für ein isotonisches Getränk entschieden, einen Russn.

Nach einer Weile gesellte sich ein Einheimischer zu uns. Für ihn ist der Wank sein Hausberg und die Tour da rauf gehört zu seinem Trainingsprogramm. Eine Weile später kam noch ein junges Paar aus Kiel dazu. Es war eine sehr lustige und kurzweilige Runde, die sich hier über sämtliche Themen austauschte. Hauptthema war natürlich die Wiesn, die von dem Kieler Pärchen für den nächsten Tag geplant war. Nachdem wir noch einen Kaffee und einen Strudel verputzt hatten verabschiedeten wir uns.

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Da wir nun doch noch etwas Sportliches tun wollten, entschieden wir uns über Frauenmahd den Abstieg vorzunehmen. Über, wie uns schien, nicht enden wollenden Serpentinen stiegen wir ab. Glücklicherweise waren wir mit Stöcken ausgestattet, die uns doch einigermaßen Halt gaben. Der Weg zog sich doch eine Weile bis wir auf einer Forststrasse ankamen, der wir nun ein kurzes Stück folgten, bis es links zu dem von uns preferierten Hüttenweg ging. Dieser Weg sollte uns zur Mittelstation bringen. Es war jedoch nirgends eine Zeitangabe, was wir bis zu unserem Ziel an Zeit rechnen müssten. Bis zur letzten Fahrt hatten wir in etwa 45 Minuten. Wie ich auf der Wanderkarte gesehen habe mussten wir etwa den ganzen Berg umrunden (ich übertreibe ein wenig…), deshalb erhöhte ich das Tempo etwas. O.k., es ging jetzt ganz schön flott vorwärts. Der Steig war zeitweise sehr abenteuerlich. Es ging Bergauf und –ab, teilweise über sehr schmale Wege, über seilgesicherte Stufen und Geröll durch ein wundervolles Waldstück. Aber die Seilbahn kam nicht in Sicht.

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Inzwischen war es die Zeit, zu der die Seilbahn zur letzten Abfahrt vom Gipfel startete. Als wir an der Abzweigung zur Mittelstation der Bergbahn waren, war es gerade soweit, dass die Gondel wohl eingelaufen ist. Wir hatten unser Ziel jedoch nicht erreicht. Die Zeit war uns davon gelaufen und wir hatten nun den kompletten Abstieg zu schaffen. Nachdem wir das Waldstück geschafft hatten kamen wir auf einen Schotterweg. Ach, was schimpfte ich! Die ganze Zeit bin ich ausgerutscht, weggerutscht, weil die Steinchen keinen Halt bieten. So machte das keinen Spaß! Irgendwie schafften wir es dann doch und kamen ziemlich fertig beim Auto an. Statt der angepeilten Vier-Stunden-Wanderung war es (wieder einmal) etwas mehr geworden. Eine Sechs-Stunden-Wanderung.

ABER: Wir hatten einen genialen Herbsttag in der Sonne am Berg. Gibt es etwas Schöneres?

©UMW


4 Gedanken zu “Frei atmen…

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