Rosis Montag

Dieser Montag ist anders als die anderen. Genau genommen ist es ein Spezialmontag, der Rosenmontag. Vorprogrammierter Spaß, mit viel Musik und Halligalli. In den Karnevalshochburgen finden die großen Umzüge statt. Der Höhepunkt eines jeden Karnevals!

Rosi ist hierzu bereits Donnerstagmorgen, zum Weiberfasching, extra nach Köln gereist. Einmal wollte sie sich dieses Narrentreiben in voller Länge aus der Nähe ansehen und natürlich ordentlich mitfeiern. Glücklicherweise hat sie Freunde in Köln, die ihr ein Bett zur Verfügung gestellt haben. Durch ihre Freunde kam sie mit vielen Feierwütigen zusammen und es kam keine Langeweile auf. In der 2-Zimmer-Wohnung von Maike verteilten sich an diesem langen Wochenende neun Karnevalisten. Maike und ihr Freund Robert teilten sich mit Sabine und Karl das Schlafzimmer. Das klappte recht gut, weil sich die beiden aus Europaletten und Matratzen eine große Spielwiese gebaut hatten. Für ein richtiges Bett, in den gewünschten Maßen, hatte es mit dem Studentenbudget nicht ausgereicht. Dass hier sexuell sehr offen orientierte Menschen zusammen gekommen waren ließ sich an den Aktivitätsgeräuschen schwer leugnen. Im Wohnzimmer hatten sich Rosi mit Ina, Peter, Olli und Giuseppe ausgebreitet. Es war zwar etwas eng,  aber das störte niemanden wirklich. Giuseppe hatte in Köln studiert und war nun seit seinem Abschluss bereits zweimal aus Mailand angereist. Ihm hatten die tollen Tage immer sehr viel Spaß gemacht, so dass es für ihn Tradition war, sich hierzu mit einzufinden.

Die vergangenen Tage waren gefüllt mit viel Spaß und Alkohol. Diesen Morgen wachte Rosi mit einem schlechten Geschmack im Mund auf. Sie fühlte sich gerade etwas eingeengt und wollte sich aufrichten. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Oh Gott, es drehte sich alles. Sie spürte eine Hand mit dunkler Behaarung auf ihrer nackten Brust. Giuseppe presste sich von hinten an sie und hatte ein Bein über sie gelegt. Das war es also! Zur Hälfte… Ihr Gegenüber lag Olli und hatte seinen Arm auf ihren Oberarm abgelegt.  Sein Knie stieß an ihren Unterbauch. Olli war schon wach und sah sie mit seinen grünen Augen ganz treuherzig an, spitzte die Lippen und küsste sie erst vorsichtig auf den Mund bevor er ihr voller Gier die Zunge in den Mund schob. Er löste sie aus Giuseppes Arme, spielte mit der freigelegten Brustwarze und führte ihre Hand in seinen Schritt. Hier reckte sich ihr bereits eine stahlharte Lanze entgegen. Rosi spielte damit, war aber nicht wirklich dabei. Sie fühlte sich benommen. Olli zog sich flink ein Kondom über und rollte sich auf Rosi während sich ihre Beine automatisch öffneten und sie Olli in sich aufnahm. Mit jedem Stoß fühlte sich ihr Kopf mehr nach Watte an und die Übelkeit stieg ihr in die Kehle. Kurz nach Ollis Orgasmus stieß sie ihn von sich und rannte schnell ins Bad. Mit dem Kopf über der Kloschüssel übergab sie sich. Danach war sie zwar völlig erschöpft, doch dieses flaue Gefühl im Magen war endlich vorbei. Der Kopf wummerte zwar noch etwas, aber dagegen gab es ja Tabletten.

Rosi sprang direkt in die Dusche und ließ sich abwechselnd heißes und kaltes Wasser über den Körper laufen. Nach zehn Minuten fühlte sie sich als neuer Mensch. Während sie ihre Zähne putzte ließ sie die vergangene Nacht Revue passieren. Zumindest versuchte sie es, aber da gab es eine Lücke. Eine große Lücke. Sie konnte sich nicht mehr erinnern. Ein Filmriss? Giuseppe und Olli? Beide?

Erst einmal brauchte sie einen Kaffee. Sie ging in ihr Duschtuch gewickelt in die Küche und setzte die Kaffeemaschine in Gang. Kurz darauf war Olli bei ihr. Verlegen schaute sie in sein Gesicht. Er grinste breit. War doch cool, meinte er nur, drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und verschwand ins Bad. Der Kaffeeduft lockte so nach und nach die anderen Bewohner in die enge Küche. Ina kam mit Peter umschlungen in die Küche und lächelte entspannt. Aha, dachte Rosi und grinste die beiden an.

Mit einem stärkenden Brunch setzten sich die Freunde im Wohnzimmer zusammen und besprachen, wie und was sie heute unternehmen wollten. Schließlich war es Rosenmontag und das sollte gebührend gefeiert werden. Müdigkeit und Restalkohol waren bei allen so ziemlich vertrieben und jeder war heiß darauf etwas zu unternehmen. Wenn sie sich beeilten, konnten sie noch etwas vom Umzug mitkriegen. Schnell schlüpften sie in ihre Faschingskostüme. Die Mädels kleideten sich erst etwas freizügiger als Hulamädchen, bevor sie sich in die wärmende Fellkleidung für draußen verkrochen. Dieses Jahr hatten sie sich für Pinguine entschieden. So waren sie schon weit als Gruppe erkennbar und fanden sich leicht wieder.

Gut, dass die Wohnung sehr zentral lag, so dass die Gruppe zu Fuß zum Ort des Geschehens laufen konnte. Über die Severinbrücke liefen sie zur Fullerstrasse. Hier konnten sie bereits das Rufen der Menschenmassen und die Musik der Karnevalsfahrzeuge hören. Sie drängelten sich durch die Massen, blieben hin und wieder stehen um Süßigkeiten und andere essbaren Geschenke aufzufangen. Was nicht gefiel wurde kurzerhand an Kinder und deren Eltern weiter gegeben. An der Kunsthochschule wollten sie sich mit Studienkollegen treffen. Bis sie dort ankamen waren knappe zwei Stunden vergangen. Lachend und mit Bier und Sekt wurde die Gruppe begrüßt. Die jungen Leute tanzten zur lauten Musik, die aus großen Boxen plärrte. Die Gespräche waren abgehackt, laut und völlig ohne Sinn. Aber wen interessierte es? Spaß und Freude am Leben bestimmten diese närrischen Tage.

Ina und Rosi hatten sich auf der Lehne einer Parkbank in der Nähe des Hauses nieder gelassen, um die Füße zu entlasten. Gerade lachten sie noch über einen Witz, der von einem der Moderatoren erzählt wurde und über die öffentlichen Boxen zu hören war. Im nächsten Moment wurden beide von der Bank herunter gerissen und hinter eine Tür geschleift. Sie waren so überrascht, dass sie beide kein Wort heraus bekamen. Bevor sie sich versahen, hatten sie einen Knebel im Mund. Ina kollabierte sofort während Rosi um sich schlug. Mit einer heftigen Ohrfeige wurde sie zu Boden gestreckt. Der eine der Männer riss ihre Arme nach hinten und band diese fest mit einem Hanfseil zusammen. Das Seil schnitt tief in die Handgelenke ein, so dass sie sich nicht traute daran zu ziehen.

Wütend sah Rosi die Männer zum ersten Mal richtig an. Beide waren groß, breitschultrig und trugen schwarze Polizeikleidung mit Springerstiefel. Besonders auffallend waren Schlagstöcke und Waffen. Das sah so echt aus. Ungläubig sah sie zu Ina, die wie leblos über die Schulter des einen hing. „Was wollt ihr?“ keifte Rosi gedämpft durch den Knebel. Der andere fasste hart ihr Gesicht und drückte mit Zeigefinger und Daumen ihre Wangen zusammen, dass es leicht knackte. Rosi bekam Panik! Der Mann ließ etwas lockerer, warnte leise während er ein Messer aus der Hose zog und ihr dieses mit der Spitze an die Kehle hielt. Er drückte leicht gegen ihre Haut und zog es etwas nach unten. Rosi spürte Blut laufen. Sein Kompagnon schüttelte energisch seinen Kopf. Der andere zog das Messer missmutig zurück und schob es wieder in seine Hosentasche zurück.

Ina kam zwischenzeitlich wieder zu sich. Mit einem Aufschrei trat sie ihrem Widersacher in seine Weichteile. Dieser sackte mit einem überraschten Stöhnen zusammen und ließ sie los. Ina verpasste ihm noch einen Schlag, damit er eine Weile außer Gefecht gesetzt war. Der andere hielt derweil sein Messer wieder in der Hand und an Rosis Kehle. Warnend sah er Ina an. Adrenalin gepusht sah diese den Verbrecher an. Kurz überlegte sie und sammelte sich. Im nächsten Augenblick sprang sie hoch und kam neben ihm zu stehen. Sekundenschnell verpasste sie ihm einen Handkantenschlag. Woher sollte der Verbrecher wissen, dass sie schon seit Jahren im Nahkampf ausgebildet ist? Sein Messer bohrte sich etwas tiefer in Rosis Kehle bevor er in sich zusammensackte. Rosi war der Ohnmacht nahe, bekam aber noch mit, wie Ina das Messer herauszog und mit einem Schal die Blutung stoppte. Mit letzter Kraft stolperten beide zur Tür nach draußen in den Faschingskrawall.

Wegen der hohen Polizeipräsenz war es einfach, schnell Beamte zum Tatort heranzuholen. Diese nahmen die Personalitäten der jungen Frauen auf und die beiden Kriminellen mit, für die bereits Haftbefehl bestand.


3 Gedanken zu “Rosis Montag

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