Es ist der Hass

In jungen Jahren war sie eine attraktive Frau und kam aus einer mittelständischen Handwerksfamilie, der es immer leidlich gut ging. Als Älteste von drei Geschwistern hatte sie es immer am schwierigsten. Sie kämpfte für sich und ihre Geschwister den Weg frei, für alles, was ein Teenagerleben eben vereinfachte.

Es gab viele junge Männer, die Interesse an ihr zeigten. Keiner war ihr ihr gut genug. Dennoch entschied sie sich irgendwann für einen, den sie schon länger kannte und heiratete ihn. Wenn sie es genau betrachtete, diente er nur, dem Elternhaus zu entfliehen. O.k. vielleicht war ein klein wenig Liebe da oder zumindest das, was sie dafür hielt. Sie hatten anfangs viel Spaß miteinander. Mit Kindern vervollständigte sie ihr Glück und sie tat alles für ihre kleine Familie.

Ihr Ehemann war gut aussehend und fleißig. Sie nahm wahr, dass viele Frauen einen Blick auf ihn warfen. Eifersucht begleitete sie immerzu und so unterstellte sie ihm laufend ein „fremd gehen“. Die anderen Frauen hatten ihn jedoch nie an Herz und Seele berührt, zumal ihm Treue sehr wichtig war. Gut, er flirtete gern. Wer tat das nicht? So etwas tut jeder Seele gut! Aber er kannte seine Grenzen, die er nie überschritt.

Die Beiden lebten sich im Laufe der Jahre immer mehr auseinander. Er unternahm viel mit seinen Kindern, wenn es seine Freizeit zuließ. Die Zeit war jedoch sehr begrenzt, denn er musste sehen, dass er genug verdiente um der Familie ein einigermaßen vernünftiges Leben zu ermöglichen. Das war zeitweise sehr schwierig. Wie oft schrappte er am Burnout vorbei? Sie bemerkte von alldem nichts. Sie spürte nur zunehmend ihre Unzufriedenheit. Nach etwas mehr als zehn Ehejahren entfloh sie dem Ganzen. Sie ließ alles hinter sich und verschwand. Nach einigen Wochen kam sie zurück, nahm das Eheleben auf, als wenn nichts passiert war. Einen Riss hatte es dennoch hinterlassen. Einige Wochen klappte es sogar. Sie war eine gute Schauspielerin. In dieser Zeit war sie wieder vorbildliche Mutter und Ehefrau.

Die Jahre gingen ins Land. Sie verwahrloste immer mehr und sie legte ordentlich an Gewicht zu. Ihr Leben bestand nur innerhalb ihrer vier Wände – vorwiegend. Freundinnen hatte sie keine. Es war ja kein Wunder, denn in jeder Frau hatte sie eine Nebenbuhlerin gesehen. Und das gab früher oder später immer Zündstoff um eine Freundschaft zerbrechen zu lassen. So blieb sie für sich und machte alles mit sich selbst aus.

Über eine Singlebörse lernte sie irgendwann einen Mann kennen. Anfangs im Geheimen, später stand sie dazu. Ihre Ehe war dann nach über zwanzig Jahren offiziell gescheitert. Der neue Mann in ihrem Leben gab ihr Aufwind. Sie achtete wieder etwas mehr auf sich, pflegte sich, wenn ein Treffen mit ihm anstand. Das einzig Dumme, es war eine Fernbeziehung mit ca. 300 km Distanz. Ihr Ziel war es, mit diesem Mann eine Lebensgemeinschaft einzugehen. Denn er konnte ihr ein gutes Leben bieten.

Nach längerer Zeit hatte auch ihr Exmann eine neue Frau an der Seite. Als sie merkte, dass sich das besser als ihre Beziehung entwickelte, spürte sie Eifersucht. Eifersucht auf eine Frau, die es schaffte den Mann ihrer Vergangenheit Liebe näher zu bringen. Ja, den sie augenscheinlich liebte und er diese Liebe erwiderte. Sie konnte es ihm nicht gönnen, dass er glücklicher wurde als sie selbst. Er schwärmte laufend über diese neue Frau, die intelligent, wortgewandt und geschickt in vielerlei Hinsicht war. Der Dorn bohrte sich immer mehr in ihr Gemüt. Neid und Missgunst ließen sie immer wieder unterschwellig gegen diese Frau agieren. Er war stark genug, um ihre Spitzen nicht an sich heranzulassen.

Doch eines Tages holte das Schicksal aus und brachte ihren Exmann durch einen Zugunfall an den Rand des Todes. Darin sah sie ihre Chance! Blut ist dicker als Wasser. Also wurde erst einmal der Familienzusammenhalt gestärkt. Seine Liebe wurde verleugnet und mit Lügen überschüttet, so dass er in seinem geschwächten Zustand die Wahrheit nicht mehr sehen konnte.

Nach seinen Aufenthalten in Klinik und Reha war er ganz ihr „ausgeliefert“. Nach der Reha kam er, endlich wieder ohne Rollstuhl, kraftvoll zurück, doch zu Hause verlor er immer mehr an Kraft und Stärke. Sie saugte ihn aus, nahm ihm jegliche Energie und tat alles , damit sich eine Kluft zwischen ihm und dieser Frau auftat. Sie forderte und beschäftigte ihn, ließ ihm keine Zeit sich zu sammeln. Er verbrachte viel Zeit bei den Ärzten und das Gefühl zu fühlen kam ihm abhanden. Er litt an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Niemals wollte er jemanden zur Last fallen, so trennte er sich von seiner Liebe. Die Ex triumphierte innerlich!

Ihre Scheidung lief, nun wollte sie ihre Forderungen stellen. Wer sollte ihm denn einen Rat erteilen oder unterstützen? Der Mann sollte bluten! Sie wollte versorgt sein. Und er hatte dafür aufzukommen. Es gab viele Streitereien, ein Rosenkrieg war entbrandt. Das Häufchen Elend, mit dem sie stritt, konnte sie ohne weiteres dominieren. Das, was einmal ihr Mann war, war nur noch ein Abklatsch seiner selbst. Mental hatte sie ihn geschafft.

Wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätten sie zusammen weiter leben können. Sie mit ihren Ausflügen zu dem anderen Mann und das „Gewohnte“ zu Hause. Sie wollte alles daran setzen, die Scheidung so lange wie möglich hinauszuziehen. Auch wenn sie inzwischen in unterschiedlichen Wohnungen lebten und er außerhalb ihres Bannkreises war, ihre Negativität und bösen Gedanken würden ihn erreichen. Sie wollte Unglück und Einsamkeit für ihn.

Wie es mit Scheidungen so ist, nahte der gerichtliche Termin. Es war ein guter Richter, der sie erst einmal in ihre Schranken verwies. Ihre Forderungen verliefen im Sand. Da er alleine voll für die Kinder aufkam, gestand der Richter ihr lediglich einen kleinen Unterhalt für ein Jahr zu. Danach musste sie für sich selbst sorgen. Sie war zwar darüber erbost, aber durch das Zusammenleben mit dem neuen Mann traf es sie nicht ganz so hart.

©UMW


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