Ganz unauffällig schmiegt er sich zwischen die Getränke- und Süßigkeitenautomaten. Der einzige Unterschied ist ein leichtes leuchten. Das Gerät scheint feiner gewebt zu sein als die anderen klobigen Automaten. So manch ein Mensch steht davor, sieht jedoch nur die weiße Wand. Andere wiederum gehen darauf zu, streichen lächelnd leicht über das Material und gehen zufrieden weiter ihrer Wege.
Eines Tages lief Katharina durch diese Halle. Der Durst trieb sie zu den Automaten. Sie zog sich eine Saftschorle. Gedankenverloren stand sie vor den Kästen und nahm auf einmal ein wabern wahr. Was ist das? Ging es ihr durch den Kopf. Innerhalb von kurzer Zeit hatte sich der mittlere Automat manifestiert. Sie befühlte ihn. Er strahlte ein wenig Wärme aus und hatte verschiedene Knöpfe. Knöpfe ohne Funktion.
Die junge Frau schüttelte ihren Kopf und war in Gedanken gleich wieder bei dem Mann, der ihr seit einer geraumen Zeit Kopfzerbrechen bereitete. Sie wünschte sich eine gute Zeit mit ihm, für länger. Doch er schien sie nicht wirklich wahr zu nehmen und hatte sich schon länger nicht mehr gemeldet. Kopfschüttelnd ging sie weiter, verdrängte diesen Gedanken und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Sie vertiefte sich in den Text, den sie zu korrigieren hatte und vergaß alles um sich herum. Zur Mittagszeit riss sie ihre Kollegin aus ihrer Arbeit und fragte nach einem gemeinsamen Mittagsessen. Sie nickte zustimmend, nahm ihr Mobiltelefon in die Hand und schulterte ihre Handtasche. Bei dem schönen Wetter heute wollten sie die Pause im Park verbringen.
Ein Vibrieren machte Katharina auf den Eingang einer Nachricht aufmerksam. Kurz sah sie auf das Display. Sie blieb stehen und sah noch einmal darauf. Das gab es doch nicht! Es war eine Nachricht von Franz. Eine Einladung zum Essen. Misstrauisch schaute sie nochmals auf die Nachricht. Träumte sie jetzt? Sie zwickte sich selbst. Autsch! O.k….
Nach der Pause wollte sie ihm antworten. Es machte sie nervös. Dieses Gefühl schob sie jetzt zur Seite und unterhielt sich mit ihrer Kollegin über den neuesten Tratsch in der Firma.
Wieder am Arbeitsplatz las sie die Nachricht erneut. Überlegte kurz und antwortete, dass sie sich freuen wurde.
Am Nachmittag zog sie sich noch ein Getränk, sah sich den mittleren Automaten nochmals an und konnte nicht feststellen, was es mit diesem Gerät auf sich hatte. „Cool wäre es, wenn du mir mein Konto auffüllen könntest,“ grinste und schüttelte über sich selbst den Kopf.
Nach weiteren zwei Stunden hatte sie ihren wohlverdienten Feierabend. Mit dem Auto quälte sie sich durch den Feierabendverkehr durch die Stadt. Zu Hause leerte sie den Briefkasten, kickte ihre Schuhe von den Füßen und machte es sich auf der Couch bequem. Mit der Fernbedienung schaltete sie die Musik ein und sah ihre Post durch. Ein paar Rechnungen und ein Einschreiben. Was war das denn schon wieder? Sie schlitzte das Kuvert auf und entnahm das Schreiben. Katharina überflog es und schrie auf. Sie hatte gewonnen. Noch nie hatte sie irgendwo irgendetwas gewonnen. Das kann nur Verarsche sein, war ihr erster Gedanke. Doch es handelte sich um eine reale Firma und sie hatte vor einem halben Jahr bei einem Preisausschreiben mitgemacht. Auf einer Messe.
Ein Anruf am nächsten Tag bestätigte das Schreiben und nach mehreren Tagen hatte sie einen fünfstelligen Betrag auf ihrem Konto gutgeschrieben.
Franz hatte ihr beim Essen seine Zuneigung gestanden. Seitdem verbrachten sie viel Zeit miteinander und lernten sich näher kennen.
Den Wunschautomaten hatte Katharina seitdem nie wieder gesehen und mit der Zeit vergaß sie sein Vorhandensein und lebte glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.
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