Mit Freude schwang ich mich heute morgen aus dem Bett. Ich hatte noch ausreichend Zeit um meinen Kaffee zu trinken und Vorbereitungen für den heutigen Tag in den Bergen zu treffen.
Eiskalt war es heute. Ja, wir haben November und da sind auch Minustemperaturen möglich. Heute waren es vier Grad unter Null. Meinen Zwiebellook hatte ich mir bereits gestern abend zurecht gelegt. Wollsocken, wärmende Winterhose, Kurzarmshirt, Langarmshirt, Kapuzenjacke und eine Steppjacke. Die Steppjacke stopfte ich zu Ersatzkleidung, zwei Energieriegeln, Nüssen, Wasser und Tee in den Rucksack. Geld und Sonnenbrille waren ebenfalls verpackt.
Gegen 8.30 Uhr saß ich im Auto meiner Freundin und wir fuhren zum Achensee. Es sollte hinauf gehen zur Seekarspitze auf 2000 Meter. Um 10.00 Uhr hatten wir den Parkplatz erreicht. Moni schaufelte sich noch ihr Müsli rein, bevor es fünfzehn Minuten später los ging.
In der Zwischenzeit hatte ich den See fotografiert. Meine Finger waren eiskalt. Schnell die Handschuhe angezogen und aufwärts ging es. Die Minustemperaturen ließen uns zügig losgehen. Die Steppjacke sparte ich mir für den Gipfel auf. Nach einer halben Stunde war uns gut warm. Es ging steil hoch und mir lief das Wasser in Strömen herunter. Mein Stirnband landete im Rucksack und die Handschuhe hängte ich an den Beckengurt. Der Weg verlief durch einen Wald und sobald der Wind etwas kühler blies, kam die Kapuze zum Einsatz. Zumal meine Haare zwischenzeitlich doch sehr nass waren. Nach 1,5 Stunden hatten wir die Seekaralm erreicht. Wir lagen gut in der Zeit, denn zum Gipfel waren es nochmals 1,5 Stunden.
Meine Erkältung steckte mir irgendwie noch in den Knochen. Ich gönnte mir einen Riegel und Wasser bevor es weiter ging. Nach einer Weile erreichten wir die Baumgrenze. Zirben wuchsen beidseitig. Mittig verlief ein Geröllweg. Ich hasse Geröllwege. Hier musste ich dennoch weiterlaufen, wenn ich nach oben kommen wollte. Es kam eine Kletterpassage über Wurzeln und später über Fels. Manchmal rollten die Steinchen und kleinen Felsbröckerl unter mir weg. Die Wanderstöcke nutzen hier wenig. Irgenwann war der Weg nur noch Fels, nur noch Geröll. Habe ich schon geschrieben, wie sehr ich Geröll hasse? Bis hundert Meter unter dem Gipfel wanderte ich im Schweiße meines Angesichts hoch.
Dann musste ich mich setzen. Meine Knie zitterten. Mich überkam Panik. Was war los? Der Wind pfiff dort oben. Es war sehr kalt. Nordseite! Völlig ungeschützt fror ich plötzlich. Beim nach unten sehen war mir auf einmal unklar, wie ich da wieder runter kommen sollte. Ich konnte keinen Weg erkennen. Es gab aber nur diesen Weg zurück. Die letzten etwa hundert Höhenmeter und rund fünfzehn Gehminuten schaffte ich nicht mehr. Keine Chance! Das letzte Stück erschien mir sehr steil nach oben. Ich hatte meine Grenze erreicht.
Die Vernunft ließ mich umdrehen. Langsam ging ich den Weg Bergab. Ich suchte Halt für meine Füße und an besonders steilen Abschnitten setzte ich mich, schob mich über Felsen nach unten. Die Zirben dienten mir abwärts als Halt. Glücklich kam ich an der Alm an. Über die kalte Jahreszeit ist hier zwar geschlossen, aber es gab eine etwas geschützte Bank. Hier lies ich mich nieder und wärmte mich innerlich am Tee. Für die Ruhephase zog ich mir die Kapuze wieder über den Kopf und meine Steppjacke an. So wartete ich auf meine Freundin, die den Gipfel geschafft hatte.
Den restlichen Abstieg schafften wir gemeinsam in einer guten Stunde.Auf dem Weg nach unten sah ich gefrorene Brunnen, Wasserfälle und ganz viel Raureif. Der Winter ist im Anmarsch.
Ich hatte für den heutigen Tag meine Grenze erkannt. Es war mir zu kalt und ich wahrscheinlich noch zu schwach. Den Gipfel kriege ich in der wärmeren Jahreszeit 😉
©by UMW