
Eisige Kälte um sie herum. Gleichmäßig bewegen sich ihre Beine und laufen den Weg, den das Hirn vorgibt. Sie spüren nichts mehr. Zu lange tragen sie den Körper schon vorwärts. Einem ungewissen Ziel entgegen. Atemwolken bilden sich vor dem Mund. Die Wangen sind von einer feinen Schicht gefrorener Kälte überzogen. Braune Augen blicken stumpf in die Leere. Die einstmals feine Wolle ihres Mantels ist dünn und zerschlissen. Ihre Schuhe haben schon lange die Sohlen verloren und aus den Socken ragen die Zehen.
Sie hatte vergessen, warum sie unterwegs war. Inzwischen war sie müde. So müde. Keinen Schritt mehr konnte sie ihren Muskeln entlocken. Vorsichtig ließ sie ihren dürren Körper am Baumstamm herunterrutschen. Das wenige, was vom Mantel übrig war, zog sie eng um sich. Wenige Minuten noch starrte sie in die Ferne. Sah ein Flimmern, bevor die müden Augen zufielen. Ihre Zeit hatte ein Ende gefunden. Genauso, wie es den Bäume mit ihren dünnen Ästen jährlich ergeht.
Ihr persönlicher Frühling war geprägt gewesen von Geborgenheit, dem Entdecken einer kleinen Welt und vor allem einem freudvollen Spielen mit viel Lachen.
Der Sommer brachte ihr die Liebe, Freude und Lust. Sie gab sich dem mit all ihrer Leidenschaft hin.
Während sie in ihrem Herbst war, erfreute sie sich an den bunten Erinnerungen, die ihr das Leben geschenkt hatte und gab dies an all ihre Lieben weiter.
Der Winter erlahmte sie. Trotzdem empfing sie ihn mit offenen Armen. Ihre Bewegungen wurden langsam. Dennoch ging sie mit ihm, und durch ihn fand sie ihr Ende.
©by UMW
Wow👏
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