Leben leben

Herbst 2022

(im hier und jetzt)

Wie oft schauen wir zurück auf das, was war. Was geschah. Wie oft schauen wir dann darauf, was passieren oder was uns morgen erwarten könnte? Dabei benötigt das, was gerade passiert, unsere volle Aufmerksamkeit.

Diese Gedanken kamen mir gestern. Ich lief bergauf, keuchend. Viel zu wenig getan in den letzten Wochen. Ach, was schreibe ich da! Die letzten Monate! Meine Kondition ist fast gegen Null. Immer wieder Schmerzen in der Achilles und dazu zieht es hie und da. Wahrscheinlich das Übliche mit fortschreitendem Alter. Darüber will ich jedoch gar nicht schreiben.

Als ich gestern so vom Höhenweg auf den See hinunterblickte gingen meine Gedanken einige Jahre zurück. 2019. Das Jahr, als ich mich entschied, in meiner Heimat alle Zelte abzubrechen. Meine Arbeit quittierte, die Wohnung auflöste und alles verkaufte und verschenkte, was es sich nicht lohnte irgendwo einzulagern.

Es war ein radikaler Schnitt und ein Neubeginn für mich. Das Leben auf dem Boot sollte über mehrere Jahre gehen und war dann nach etwa einem halben Jahr beendet, wie hier viele mitlesen konnten. Ob ich etwas bereue? Nein! Zu dem Zeitpunkt war es für mich genau das, was nötig war. Raus aus der Komfortzone. Ich durfte etwas lernen. Und genau das macht das Leben aus.

Wieder zurück in der Heimat. Keine Arbeit. Keine Wohnung. Und das in einer Zeit, in der irgendwie alles aus dem Ruder lief. Familie bekommt da einen ganz neuen Wert und ich eine Schlafstatt. Wie beengt das war, muss ich jetzt nicht erzählen. Natürlich suchte ich etwas Eigenes. Doch ohne Arbeit keine Wohnung. Zumindest fand ich dann eine Möglichkeit in zwei Wohngemeinschaften. Die eine teuer und verraucht bei einer 70jährigen, deshalb nur drei Monate, und die andere bei einer Gleichaltrigen. Der Mietzins ok. Da trafen zwei unterschiedliche Weltanschauungen aufeinander. Fast eineinhalb Jahre hielt ich das aus, bevor ich endlich meine eigenen vier Wände beziehen durfte.

Genau das und genau jetzt ist es wieder ein Neubeginn. Es ist wie sterben und neu geboren werden. Ein neues Leben. Neu leben in einer ursprünglichen Landschaft und raus aus dem Mief der Großstadt. So langsam bin ich in den bayrischen Voralpen angekommen. Viel Neues gibt’s zu entdecken. Immer wieder. Immer noch.

©by UMW


7 Gedanken zu “Leben leben

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