Viel zu kurz…








Ronja kam im Dezember zu mir. Sie war gerade drei oder vier Monate alt. Es war eine wirklich enge Beziehung. Morgens weckte mich ihr schnurren und ihre feuchte Zunge mit der sie über meine Nase strich. Sie kroch unter meine Decke, suchte die Wärme und gab mir Wärme.
Sie war Freiläuferin. Das Schlafzimmerfenster stand offen, damit sie morgens schon ihre erste Runde drehen konnte. Danach kam sie zum Frühstück oder ich stellte es ihr in ihr Häuschen, damit sie versorgt war, während ich in die Großstadt zur Arbeit fuhr.
Am vergangenen Donnerstag ging ich für eine Abendtour auf die Gindelalm und lief über die Huberalm wieder runter. Zu Hause richtete ich ihr Fressen. Sie kam nicht gleich, was nicht ganz so verwunderte. Manchmal fraß sie wohl woanders und kam erst im Laufe der Nacht. In dieser Nacht kam sie nicht nach Hause. Ich schlief unruhig. Wenn ich aufstand rief ich ihren Namen in die Nacht. Sie kam nicht.
Am Morgen nach meiner Toilette, noch vor dem Kaffee, ging ich in die Richtung, in der sie meist die Nachbars Katze besuchte. Ich überquerte die kleine Brücke und sah mit Morgentau überzogenes Etwas. Ich ahnte… Und erkannte sie. Sie lag tot da, langgestreckt.
Gegen Mittag des Tages erfuhr ich von einer Nachbarin, dass sie am Abend davor immer wieder in die Hecke lief und auf die Straße herauskam. Es war wohl ein Spiel. Ein Auto kam zu schnell daher, schneller als die erlaubten 30 km/h, erfasste das Tier. Ronja hatte sich wohl mehrmals überschlagen und war sofort tot. Die Nachbarin sprach den Fahrer an. Er tat als wenn er sie nicht verstand – polnisches Kennzeichen. Zumindest legte er das Tier von der Fahrbahn auf den Gehweg.
Mir fehlt sie so sehr. Sie war meine Gefährtin. Heute morgen hörte ich ihr schnurren und hatte das Gefühl, sie sei da. Vielleicht ist es ihr Geist. Was wissen wir schon, was es zwischen Himmel und Erde alles gibt? Ich hoffe sie hat ein gutes weiteres Leben auf der anderen Ebene.
R.I.P. Ronja ❤
©by UMW