Wildheit (II)

Der Tramper

Tara hing ihren Gedanken nach während sie die Fernbedienung zur Öffnung des Tores betätigte. Hier stahl sie gerade ein Fahrzeug. O.k., sie sah es mehr als ausleihen. Irgendwo wollte sie das Auto dann stehen lassen. Vorerst war es ihr wichtig, möglichst schnell viel Strecke zu bewältigen.

Mit Bedacht lenkte sie den Wagen aus der Ortschaft. Es war noch früh am Morgen und sie konnte den Morgenstern erkennen. Ein Kaffee wäre ihr jetzt Recht. Sie steuerte auf eine Tankstelle zu und parkte das Fahrzeug außerhalb des Kamerasystems. Geschmeidig glitt sie aus dem Fahrzeug und ging zum Kaffeebereich. Es war noch leer und so unterhielt sie sich kurz mit der Frau hinterm Tresen während ihr Cappuccino durchlief. Um ihren Kaffeedurst zu stillen bestellte sie noch einen Becher zum Mitnehmen. Während sie den leeren Kaffeebecher schwungvoll in die Mülltonne warf kam ein neuer Gast durch die Türe. Fast wäre sie in ihn hineingerannt. So schwappte ihr Kaffee nur heftig gegen die Becherwand. Glücklicherweise nichts verschüttet. Aus den Augenwinkel nahm sie eine hühnenhafte Gestalt mit Locken wahr. In Gedanken war sie jedoch schon bei der Weiterfahrt. Am Fahrzeug angekommen, stellte sie ihren Cappuccino auf das Autodach und streckte sich noch etwas und machte Übungen, um ihren Körper besser zu aktivieren.

Sie spürte einen Blick auf sich und drehte sich um. Der Hüne beobachtete sie während er seinen Cappuccino trank. Fragend sah sie ihn an. Er grinste sie breit an und zeigte dabei strahlendweiße Zähne. Nach einem kurzen Gespräch war klar, dass er eine Mitfahrgelegenheit in Richtung Süden suchte. Er hatte kein direktes Ziel, wollte aber ans Meer. Sein überdimensionierter Rucksack würde den Kofferraum bis auf die letzte Lücke ausfüllen. Sie sah ihm in die blauen Augen und wusste, dass sie dem Mann vertrauen konnte. Außerdem gefiel er ihr. Also nickte sie. Gut, sie würde ihn mitnehmen.

Beide stiegen in das Fahrzeug. Sie erzählte ihm, dass sie kein Auto habe und sich dieses ausgeliehen hatte. Die Story dazu erfuhr er auch. Schallend lachte er und konnte es kaum fassen, dass sie so frech war. Es stellte sich heraus, dass er seine Heimat aus den selben Gründen wie sie verlassen hatte. Er wirkte jugendlich mit seiner offenen Art und seiner weltoffenen Sichtweise. Vieles hatte er hinter sich gelassen und wollte nun sein Leben neu ausrichten. Geld war in der heutigen Zeit nebensächlich geworden. Was sie brauchten würden sie sich in irgendeiner Weise beschaffen oder verdienen. Es gab so viele Möglichkeiten…

Beide spürten, dass sie aus ähnlichem Holz geschnitzt waren. Das konnte eine gute gemeinsame Zeit werden. Da sie sowohl Autobahnen als auch große Straßen mieden, steuerten sie über die ungenutzen Pässe. Ihr Beifahrer kannte sich in dieser Gegend recht gut aus und bot an das Steuern zu übernehmen. Tara war zwar selbst eine gute und sichere Autofahrerin, fühlte sich jedoch erschöpft und war dankbar über dieses Angebot. Die Frau fuhr in die nächste Parkbucht und überließ Didi die Fahrerseite. Sie war froh, die Haarnadelkurven nicht selbst fahren zu müssen. Enge Bergstraßen waren ihr schon immer ein Graus. So war es ganz gut, diesen Mann mitgenommen zu haben. Anfangs saß sie angespannt auf der Beifahrerseite. Mit jeder Kurve, die er souverän ansteuerte und durchfuhr entspannte sie zusehends. Irgendwann schlief sie ein.

Didi warf immer wieder einen Blick auf die Frau. Sie gefiel ihm sehr. Welch ein Glück, dass er sich getraut hatte sie am Parkplatz anzusprechen. Wer weiß, was er mit ihr noch alles erleben durfte. Von der Art her machte sie den Eindruck, dass es nie langweilig werden könnte. Am obersten Punkt des Passes fuhr er die Plattform an und stellte das Fahrzeug ab. Tara wachte auf und sah sich fragend um. Didi machte die Frau auf den schönen Ausblick aufmerksam. Beide stiegen aus dem Auto aus und atmeten die frische Luft auf den angegebenen 2.800 m tief ein. Sie ließen den Blick umherstreifen und sahen in einiger Entfernung eine kleine Hütte. Der Magen machte sich bemerkbar. Sie waren sich einig, dass es dort sicher ein gutes Frühstück geben sollte. Schnell stiegen sie ins Auto und fuhren die kurze Strecke zur Hütte.

Heimelig rauchte der Kamin und es duftete nach Holzfeuer. Tara klopfte an die Holztüre. Kurz darauf kam ein älterer Mann mit einem dicken Vollbart zur Tür heraus. Knurrig begrüßte er die Beiden und machte darauf aufmerksam, dass er nichts herzugeben habe. Sie schilderten kurz ihre Situation. Als er verstand, dass sie aus dem System geflüchtet waren wurde er freundlich und bot Kaffee mit Eier, Speck und Käse an. Das kam alles von seinen eigenen Tieren. Als Dank spaltete Didi die Holzscheite, die hinter der Hütte lagen. Der Alte hatte eine Verletzung und konnte das derzeit selbst nicht machen. Tara machte sich in der Hütte nützlich und räumte so gut auf wie sie durfte. So war allen geholfen.

Am frühen Nachmittag fuhren sie weiter. Sie wollten am Abend in Varese sein um am nächsten Tag in Genua einzulaufen. Dort wollten sie das Auto abstellen. Erst einmal wollten sie unbeschadet ihr Etappenziel erreichen. Der Almöhi hatte vor den vielen Flüchtlingen aus dem nördlichen Europa gewarnt. Es waren doch einige dabei, die sehr unfreundlich waren – überfielen und plünderten. Didi hatte im Auto einige Features entdeckt, die das Fahrzeug zu einem sicheren Ort machten. Er konnte eine Schussabwehr hochfahren und ein Knopf wies auf eine Verteidigungseinrichtung hin. Was genau diese Einrichtung machen sollte, war beiden unklar. Tara kramte im Handschuhfach und suchte nach der Betriebsanleitung. Tatsächlich fand sie etwas über diese Verteidigung. Es gab zwei Möglichkeiten. Die eine waren eine Schreckschussmunition, die andere sogar scharfe Geschosse. Hoffentlich brauchte es hierfür keinen Einsatz.

Nahe Varese, an einem kleinen See, entdeckten sie ein kleines verlassenes Häuschen. Der Schlüssel lag, wie von den meisten hiesigen Eigentümern hinterlegt, unter einem großen Stein. Während Didi Holz im offenen Kamin aufschichtete, suchte Tara nach Eßbarem. Sie fand eine gut bestückte Räucherkammer und Gemüse in einem kühlen Erdloch. Was sie benötigte nahm sie mit in die große Kammer und arrangierte es auf dem gedeckten Tisch. Für Gemütlichkeit zündete sie eine Kerze an. Sogar eine verstaubte Flasche Wein hatten sie im Buffetschrank gefunden. Beide machten es sich nach dem Essen auf dem engen Sofa bequem. Erfreut stellten sie fest, dass es eine Schlafcouch war und richteten es sich ein. Nach der anstrengenden Fahrt freuten sich beide auf den Schlaf.

Es waren wohl rund zwei Stunden vergangen, da wurden die beiden von einem Lärmen geweckt. Tara schreckte hoch und sah sich in der Umgebung um. Was war los? Didi gab ihr zu verstehen, ruhig zu sein. Leise standen beide auf und bewaffneten sich mit den Gerätschaften für den Kamin. Sie hörten Holz splittern. Da versuchte jemand sich gewaltsam Zugang zu verschaffen. Sie schlichen zur Lärmquelle und pressten sich an die Wand. Schon sprang die Türe auf und herein traten bärtige und verwahrloste Männer mit Brechstangen in der Hand. Tara schaltete das Licht ein und blendete so die Besucher. Während sie den einen zu Boden warf schwang sie ihren Feuerstock und traf damit einen anderen am Knie. Aufheulend sank dieser zusammen. Didi beruhigte die aufgeregten Männer, so dass es nur ein kurzer Kampf und einen Verletzten gab. Grimmig sah Tara die Männer an und schimpfte über deren gewaltsamen Zugang.

Die sechs Männer waren hungrig und entschuldigten sich für ihr Vorgehen. Seit Tagen schon hatten sie dieses Haus beobachtet und da sie nie jemanden sahen hatten sie sich endlich getraut, sich Zutritt zu verschaffen. Tara holte Essbares und stellte es auf den Tisch. Gesättigt wollten die Männer ausruhen und schlafen. Tara wieß ihnen im angrenzenden Stall Läger auf Stroh und Heu zu. In einem großen Schrank fand sie sogar Laken und warme Decken, die sie verteilte. Zufrieden und erschöpft legten sich die Einbrecher auf die weiche Unterlage. Eine Weile war noch ein Getuschel zu hören und dann war es wieder still.

Für Tara war an Schlaf erst einmal nicht zu denken. Dazu war sie einerseits zu ängstlich und andererseits zu aufgekratzt. Didi ging es nicht anders. Jeder nahm sich ein Glas Wein und legte sich wieder ins Bett. Unter gesenkten Augenlidern beobachtete Tara den Mann an ihrer Seite. Dieser ließ seinen Blick über den schlanken Frauenkörper schweifen. Er beugte sich über sie und küsste sie sanft auf die Lippen. Überrascht ließ sie sich küssen und öffnete ihren Mund. Mit ihrer Zunge strich sie vorsichtig über seine Lippen während er ihren Mund erkundete. Seine Hände strichen über die langen Haare und schoben sich unter das Shirt. Mit Freude erkundete er sein Gegenüber, zog ihr die Kleider aus und entledigte sich seiner. Sie krallte sich in seine blonden Locken und biss ihn in den Hals während er sich tief und fest in ihr versenkte. Sie fanden den gleichen Rhythmus und wurden immer schneller und schneller. Mit einem Aufschrei entlud er sich in ihr während sich ihre Nägel in seinem Rücken festkrallten. Erschöpft fielen beide in einen erholsamen Schlaf.

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Wildheit (I)

Die Zivilisation, wie sie sich in den vergangenen Jahren entwickelte behagte ihr so gar nicht mehr. Es gab nur noch Einschränkungen und die eigene Meinung durfte nur noch leise ausgesprochen werden. Am besten war es sich ruhig zu verhalten oder sich tot zu stellen. Das alles war wider ihrer Natur.

Die Gesellschaft hatte sich in verschiedene Gruppen gespalten. Es gab Menschen, die sowieso nie etwas getan hatten und dadurch mit den Almosen völlig zufrieden waren, dazu bettelten oder stahlen. Diejenigen, die schon immer kreativ waren und gerne ihrem Leben mit verschiedenen Tätigkeiten einen Sinn gaben, fühlten sich nur noch ausgenutzt. Arbeiten in der Mittelschicht war unsinnig geworden, seit dem mehr als die Hälfte der Staat kassierte um seine Fehlinvestitionen abzahlen zu können. Am besten ging es noch den Reichen, wobei auch diese mehr zahlen mussten als bei ihnen herein kam. Irgendwann würde es diese Speckschicht nicht mehr geben, zumal sich diese sowieso stark dezimiert hatte. Es war alles eine Frage der Zeit.

So besann sich Tara auf das Ursprüngliche. Sie gab ihre Wohnung auf und verkaufte Hab und Gut. Viel war es sowieso nicht . Der Staat hatte sich in den vergangenen Jahren so viel einbehalten, dass sie gerade die Miete bezahlen konnte und das Nötigste zum Essen. Dafür lohnte es sich nicht mehr zu arbeiten. Sie wollte weg und das tun, was ihr Wertschätzung einbrachte und ihrem Leben einen Sinn gab. Ihr Weniges an Kleidung und liebgewonnenen Gegenständen packte sie in ihren großen Rucksack. Erleichtert zog sie die Wohnungstür hinter sich zu und gab die Schlüssel bei der Verwaltung ab.

Mit einem Lächeln auf den Lippen lief Tara in Richtung Süden. Sie brauchte ihre Berge wollte aber dennoch aufs Meer nicht verzichten. Vorerst wollte sie jedoch aus der Stadt raus. Alles andere wird sich im Laufe der Zeit ergeben. Sie war ohne Druck. Niemand drängte sie.

An der Hauptstrasse streckte sie ihren Daumen hoch. Das hatte sie schon lange nicht mehr gemacht. Trotz aller Negativmeldungen im Radio und den Zeitungen war sie furchtlos. Ihr Körper war sportlich gestählt und sie kannte einige Techniken zur Selbstverteidigung. Was sollte ihr schon passieren?

Für sie war es ein Leichtes mitgenommen zu werden. Sie sah gut aus und ihr fortgeschrittenes Alter sahen die Gegenüber nur in ihren Augen. So hielt schon wenige Minuten später eines dieser neuen Elektrofahrzeuge in knalligrot neben ihr. So eines mit dem gelbroten Emblem und einem Pferd in der Mitte. Einer aus der Speckschicht…

Er war Richtung Italien unterwegs und wollte sie mitnehmen. Sie sah ihm kurz in die Augen, scannte ihn von oben nach unten und zurück und stieg dann frechgrinsend ins Auto. Sie wusste, was er sich erhoffte. Es war einer dieser Schönlinge, der sich für unwiederstehlich hielt und mit der Meinung sich alles kaufen zu können. Das freute sie, denn sie wollte spielen.

Sie waren schon eine Weile auf der Straße und die Nacht brach herein. Da schlug er vor, die Nacht in seinem Ferienhaus im Norden von Italien zu verbringen. Tara stimmte zu. Er steuerte eine kleine Ortschaft nach Brixen an und hielt vor einem Anwesen mit einer großen Hecke. Mit seiner Fernsteuerung öffnete er das Tor. Sie fuhren auf das Haus zu und er stellte das Fahrzeug ab. Eine Hausangestellte kam heraus und begrüßte die Ankommenden. Nach Klärung des Abendessens verschwand sie in den Tiefen des Hauses.

Stefan führte Tara durch sein Haus und bot ihr eine Erfrischung am Pool an. Das Spiel konnte beginnen. Tara ließ ihre Kleidung zu Boden fallen. Unterwäsche trug sie schon lange nicht mehr. Kokett sah sie in seine erstaunten Augen und sprang mit einer katzengleichen Bewegung ins Wasser und schwamm anmutig eine Bahn. Tara sah ihn herausfordernd aus ihrer unterlegenen Position an. Er grinste und meinte, dass er ihr Angebot nach dem Essen annehmen wolle. Mit einem Schulterzucken drehte sie sich um und schwamm kraftvoll mehrere Runden. Als sie endete stand er bereits mit einem großen Badetuch da und half ihr beim Abtrocknen.

Das Essen bestand aus einem landestypischen Gericht aus Käse, Speck, Knödel und Salat. Mit Genuss nahmen sich beide reichlich und spülten mit einem guten Rotwein nach. Die Unterhaltung verlief wider Erwarten sehr angenehm und Tara fühlte ein klein wenig Geborgenheit. Dieses Gefühl hatte sie schon lange nicht mehr gespürt und bisher lief es immer in eine Enttäuschung. Das wollte sie nicht mehr, deshalb sperrte sie dieses Gefühl sofort in die hinterste Ecke ihres Seins. Mehr als spielen sollte das hier nicht sein. Unter ihren langen Wimpern sah sie Stefan an.

Da nahm er sie am Arm und meinte, dass es jetzt Zeit sei nach oben zu gehen. Er führte sie in einen Schlafraum, der mit einem großen Bett ausgestattet war. Der Raum wirkte düster mit der dunkelroten Tapete und den schwarzen Balken mit Ketten, Andreaskreuz und sonstigen Spielereien. Tara holte tief Luft. Ihre Lust rührte sich. Ja, das war spielen, aber anders als sie gedacht hatte. Sie erschauderte. Stefan freute sich an der Lust, die er in ihren Augen sehen konnte. Das konnte eine erfolgreiche Nacht werden.

Gekonnt legte er ihr die Ledermanschetten an und band sie am Andreaskreuz fest. Er legte sich einige Lederpeitschen zurecht. Bevor es losging verband er ihre Augen. Lustvoll stöhnte sie auf. Sie spürte den Wind auf ihrer Haut während er eine der Peitschen durch die Luft sausen ließ ohne sie zu berühren. Dann strich er damit ihren Rücken über die Wirbelsäule bis zu ihrem festen Hintern hinunter. Dort holte er aus und ließ die Peitsche über ihr Gesäß sausen. Das wiederholte er und schlug damit immer fester zu. Abwechselnd links und rechts. Der Po war gut durchblutet und rot. Ihre Lustschreie wurden immer lauter und sie bat um Erlösung. Er nahm sie vom Andreaskreuz ab, legte sie aufs Bett und nahm den Körper, der sich ihm hier anbot. So eine willige Frau hatte er schon lange nicht mehr in seinem Bett. Er nahm sie sich mehrfach. Auf einmal spürte er ihre Kraft. Sie schlang ihre Beine um seinen Körper, spannte ihren Körper an und drehte sich mit ihm, so dass sie auf ihm saß. Überrascht sah er zu ihr hoch. Sie nahm sich, wonach ihr Körper verlangte und saugte ihn vollends aus.

Lächelnd ließ sie diesen Mann liegen, duschte und zog sich an. Sie schnappte sich seinen Autoschlüssel und verließ hocherfreut diesen – für sie – glücksbringenden Ort.

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Berechnend (Teil III)

Bis ein Krankenwagen aus der nahen Kreisstadt eingetroffen war vergingen zwanzig Minuten. Karen war zwischenzeitlich ins Koma gefallen. Zwei Sanitäter und ein Arzt betraten die Wohnung und fragten: „Wohin müssen wir?“ Bruno brachte die Mannschaft ins Wohnzimmer und sagte dabei, dass er im Nebenzimmer war, als es krachte. Er sei schnell herüber gelaufen und habe sie nur stöhnend vorgefunden und direkt den Notarzt gerufen. Der Arzt verschaffte sich einen kurzen Überblick, sah den ausgelaufenen Prosecco und die Packung Tabletten. Er nahm die Schachtel an sich und steckte diese ein. Bruno sah es und sagte: „Das sind Blutdruck senkende Tabletten.“ „Ja, ich kenne diese“, erwiderte der Arzt. Mit einem Blick auf die Frau sagte er: „Es steht knapp. Wir müssen uns beeilen.“ Während die Sanitäter die Frau auf die Krankentrage legten fragte der Arzt, ob Bruno bei ihnen mitfahren wolle. Dieser verneinte und sagte, dass er mit dem eigenen Auto folgen wolle. Die Sanitäter rannten im Laufschritt aus dem Haus. Kurz darauf hörte Bruno das Zuschlagen der Fahrzeugtüre und einen Motor aufheulen. Er schnappte Wohnungs- und Autoschlüssel, rannte nach draußen und startete sein Fahrzeug. Gerade noch rechtzeitig um den mit Blaulicht und Sirene losfahrenden Krankenwagen nachzukommen.

Der Arzt hatte seine Patientin zwischenzeitlich im Kreiskrankenhaus als Notfall angekündigt. Dabei gab er an, dass es sich wahrscheinlich um Tablettenvergiftung durch Alkohol handle. Das OP-Personal und die Krankenschwestern standen bereit als der Wagen einfuhr. Mit schnellen Handgriffen wurde Karen in den OP gerollt. „Magen auspumpen und Vitalzeichen prüfen!“ ordnete der Arzt an. Während sich Ärzte und Schwestern um Karen kümmerten saß Bruno draußen und konnte noch gar nicht fassen, was passiert war. Nach einer längeren Zeit kam der Arzt zu ihm: „Herr Mischmann?“ Bruno nickte. „Also, ihre Frau liegt im Koma. Wir wissen nicht, ob sie es überleben wird. So ganz verstehen wir es nicht. Wenn sie die Blutdrucksenker eingenommen hat, dann hätte sie keinen Infarkt bekommen dürfen. Auch nicht mit Alkohol. Wir werden den Mageninhalt noch prüfen. Vielleicht hat sie noch etwas zu sich genommen. Gehen sie nach Hause. Wir rufen sie an, wenn wir mehr wissen. Hier können sie momentan nichts tun. Sie liegt auf der Intensivstation.“ Der Arzt drehte sich zum Gehen um, dann fragte er: „Sind Sie in Ordnung? Können Sie fahren?“ „Ja. Ja. Es geht. Danke“, antwortete Bruno. Bruno fuhr nach Hause und räumte so gut es ging im Wohnzimmer auf, ging dann ins Schlafzimmer und fiel erschöpft in sein Bett.

Am nächsten Morgen bekam er einen Anruf vom Krankenhaus. Eine Krankenhausärztin war am Apparat und fragte, ob sie mit Herrn Mischmann sprechen könne. Bruno gab zu verstehen, dass er es selbst sei. Die Ärztin stellte sich als die Bereitschaftsärztin von der Nacht vor und fing dann stotternd an: „Also, Herr Mischmann… Ihre Frau… Also, Ihre Frau… Heute Nacht, nein heute Morgen. Sie hatte noch einen Infarkt und ist dann verstorben. Können Sie bitte ins Krankenhaus kommen? Wir haben inzwischen den Befund. Kommen Sie bald. Danke.“ Bevor Bruno irgendetwas antworten konnte, war schon aufgelegt. Er duschte kurz und machte sich frisch. Dann fuhr er ins Kreiskrankenhaus. Die Ärztin wartete bereits auf ihn. „Schön, dass Sie so schnell gekommen sind. Danke“, begrüßte sie ihn. „Sagen Sie, Herr Mischmann. Nimmt bei Ihnen Jemand Miraculix?“ Bruno verneinte. „Für was ist das Mittel?“ wollte er wissen. Die Ärztin sagte ihm hierzu: „Dieses Mittel wird verschrieben, wenn der Patient unter Kräfteverlust leidet und Dauerdepressiv ist. Meist nach schweren Operationen.“ Bruno verneinte und sagte, dass dies nicht zuträfe. „Der Notarzt hat ja auch die Verpackung mit den Tabletten mitgenommen, die auf dem Boden lagen“, teilte er noch mit. „Das ist richtig“, erwiderte die Ärztin. „Aber… Wie soll ich sagen. In der Packung waren aber nicht die Blutdrucksenker drin sondern die Miraculix, die eine gegenteilige Wirkung haben. Sie hat die falschen Medikamente eingenommen. Es steht zu befürchten, dass der Hersteller bei dieser Charge einen Fehler gemacht hat. Wir werden das jedoch noch prüfen lassen. Es kann sein, dass die Polizei hierzu noch Fragen hat.“ Bruno schüttelte den Kopf. „Kann so etwas vorkommen? Das ist ja furchtbar“, sagte er und raufte sich seine Haare.

Bruno hatte die Hinterlassenschaft seiner Frau aus dem Krankenhaus mitgenommen und beim Beerdigungsinstitut angerufen. Die wollten sich um alles Weitere kümmern. Am Nachmittag erhielt Bruno einen Anruf der Polizei, die sich kurz ankündigten. Keine zehn Minuten später waren sie tatsächlich schon bei seinem Haus. „Entschuldigen Sie bitte die Störung“, wurde er begrüßt. „Aber wir müssen zu dem Vorfall mit Ihrer Frau ermitteln. Es sind nur wenige Fragen. Dürfen wir?“ Bruno nickte und bat die Beamten ins Haus. Er beantwortete alle Fragen und gab auch ehrlich zu, dass er mit seiner Frau häufig Streitereien hatte. „Sie wissen ja, wie das ist, wenn man so lange verheiratet ist“, gab er zu verstehen. Die Polizisten sahen ihn durchdringend an. In ihren Augen saß vor ihnen ein gebrochener Mann, der trauerte. Die Beamten verabschiedeten sich mit den Worten: „Gut. Danke. Wir melden uns wieder. Unser Beileid.“

Am Abend rief er bei Sabrina an und erzählte ihr von den Vorkommnissen. Er wollte sich nach der Beerdigung wieder melden, bis dahin bräuchte er Zeit für die Vorbereitung der Beerdigung, verschiedene Aufräumaktionen und um mit dem Schicksalsschlag fertig zu werden.

Nach einer Woche war die Beerdigung, die in aller Stille statt fand. Von der Staatsanwaltschaft bekam er die Nachricht, dass das Pharmaunternehmen belangt wird und das Verfahren damit eingestellt ist.

Noch einmal meldete sich Bruno bei Sabrina und beendete die Liaison mit der Begründung, dass er diese nicht mehr weiterführen könne.

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Berechnend (Teil II)

Es war ein paar Tage her, dass Bruno zu Besuch bei Sabrina war. Er wollte seine Liebste zum nächsten Wochenende wieder sehen. Nach der Kälte in seiner Ehe hatte er Nähe und Wärme dringend nötig und das bekam er nun mal nur bei Sabrina.

In diesen Tagen hatte er einiges zu erledigen, zudem er aber keinerlei Lust verspürte. Das Schlimme war, er musste für dieses Projekt mit seiner Frau zusammen arbeiten. Bei dem Projekt ging es um ein gemeinsames Miethaus, das saniert werden sollte. Für Bruno war es keine Teamarbeit. Sie stritten sehr viel und durch die verschiedenen Auffassungen war es unmöglich vorwärts zu kommen. Karen wollte das Miethaus hochwertig sanieren und somit auch ein anderes Mieterklientel rein haben. Er hingegen wollte es nach dem Motto „Gut und vernünftig“ sanieren, so dass es sich junge Familien mit weniger Verdienst und auch ältere Menschen mit kleiner Rente noch leisten konnten. In solchen Dingen war er sehr sozial eingestellt. Ihr ging es nur ums Geld. Immer mehr und mehr. Heute Nachmittag sollte der Steuerberater vorbei kommen, damit sie die steuerlich günstigere Möglichkeit anwenden konnten. Das war die letzte Möglichkeit in dieser Sache zu einer vernünftigen Einigung zu kommen.

Jetzt verspürte er erst einmal Lust auf einen Kaffee, den er aber im Café vor dem Brunnen trinken wollte. Er schnappte sich sein Jackett und ging nach draußen. In seiner Jackentasche spürte er etwas knistern. Was war das? Er holte es heraus, sah darauf und dann fiel es ihm wieder ein. DIE Tabletten. Mit ausholenden Schritten ging er am Brunnen vorbei, lächelte ein paar jungen Frauen zu und setzte sich an einen kleinen Tisch im Schatten. So konnte er den Platz gut überblicken und bekam mit, wenn der Steuerberater eintraf. Die Bedienung nahm seine Bestellung auf. Er hatte Lust auf etwas Süßes und bestellte sich zu seinem Cappuccino einen Himbeerkuchen  mit. Etwas Nervennahrung konnte in der stressigen Situation nicht schaden.

Dann begann er sich Überlegungen zu dem Blister zu machen. Seine Frau musste seit einiger Zeit Tabletten einnehmen, die ihren Blutdruck senkten. Seit dem war sie zwar etwas ruhiger, aber noch immer unausstehlich. Wie konnte es nur soweit kommen? Warum hatte er früher nie bemerkt wie sie ist? Oder hatte er sich verändert. Sobald sie in der Nähe war, gab es nur Gekeife. Das war so anstrengend. Er wollte das nicht mehr. Eine Scheidung kam nicht in Frage, das wäre eine „Never ending Story“. So drehten sich seine Gedanken im Kreis. In dem Moment sah er den Steuerberater parken. Er rief die Bedienung, bezahlte und ging nach Hause.

Der Steuerberater wollte gerade klingeln, aber da stand Bruno schon neben ihm und begrüßte ihn freundlichen. „Kommens doch herein, Herr Meiergrundler. Freut mich Sie zu sehen und schönen Dank, dass Sie bei uns vorbeikommen“, sagte er. „Meine Frau ist oben. Dann schauen wir mal, welche Variante Sie uns empfehlen.“ Gemeinsam gingen sie ins Arbeitszimmer. Karen war bereits im Zimmer und hatte ein wenig Fingerfood und Getränke bereit gestellt. „Grüße Sie, Herr Steuerberater. Freut mich, dass Sie da sind. Dann schauen wir mal, ob Sie uns weiterhelfen können. Setzen Sie sich doch erst einmal hin. Möchten Sie etwas trinken?“ redete Karen auf Herrn Meiergrundler ein. Der Steuerberater sah erst einmal etwas verwirrt drein, bat dann aber um eine Tasse Kaffee. Karen brachte ihm das Gewünschte und setzte sich zu den Männern.

Es wurde viel gesprochen und gerechnet. Schlussendlich fand man eine Möglichkeit, die Karen akzeptieren sollte und nach längeren Debatten zustimmte. Auch wenn sie hier ihren Willen nach teurer Sanierung nicht bekommen hatte. Nach der Sanierung konnte die Miete in den nächsten drei Jahren um bis zu 20 % angehoben werden, das hatte für sie den Ausschlag gegeben, denn das wollte sie auf jeden Fall durchziehen. Der Steuerberater verabschiedete sich und ging. Er war froh von dem ungleichen Paar weg zu kommen. Diese Streitereien waren ihm unangenehm.

Karen räumte noch auf während Bruno ins Wohnzimmer ging. Er schnappte sich die Fernbedienung und fläzte sich auf die Couch. Da sah er die Blutdruck senkenden Tabletten von Karen liegen. Der Blister schaute etwas aus der Schachtel heraus. Er sah sich den Blister genauer an. Der sah ja aus, wie der in seiner Jackentasche! Das musste er sich jetzt genauer ansehen. Er holte die anderen Tabletten aus seinem Jackett und verglich beide Blister miteinander. Der einzige Unterschied war die Schriftfarbe, der Hersteller war derselbe. Schnell tauschte er beide Blister miteinander aus und schob die Blutdrucksenkenden in seine Hosentasche. Die wollte er nachher gleich mit dem Müll nach draußen bringen.

Kaum hatte er den Tausch vorgenommen, da erschien Karen bei ihm im Wohnzimmer. „Du hättest auch mit aufräumen können“, keifte sie ihn an. „Jetzt hab dich nicht so“, erwiderte er genervt. Da fing sie auch noch an, den Couchtisch abzuräumen und sorgte so für noch mehr Unruhe. Damit brachte sie Bruno auf die Palme. „Kannst du nicht einmal einfach nur Ruhe geben? Muss das jetzt sein?“ schimpfte er, schaltete den Fernseher aus und ging ins Gästezimmer.

Karen lächelte in sich hinein. So, jetzt hatte sie wenigstens hier Ruhe und konnte ihre Serie ansehen. Sie holte noch die angebrochene Flasche Prosecco aus dem Kühlschrank und goss sich ein Glas ein. Dabei fiel ihr ein, dass sie ja ihre Tabletten noch nehmen sollte. Am Mittag hatte sie die Einnahme schon vergessen. Was soll es, dachte sie sich und drückte sich zwei Tabletten in die Hand und kippte diese mit einem großen Schluck Wasser runter. Nach dem Film zappte sie durch die Sender. Ihr war auf einmal so heiß. Sie öffnete die Balkontüre, aber es wurde nicht wesentlich kühler. Außerdem hatte sie starkes Herzklopfen. Komisch, dachte sie. Was ist nur los? Sie brauchte noch etwas zu trinken. So durstig. Es hatte nichts Scharfes zu essen gegeben. Da hätte sie es noch verstanden. Sie schüttelte den Kopf und erhob sich, um in die Küche zu gehen. Ihr verschwamm alles vor den Augen. Sie torkelte und krachte auf den Wohnzimmertisch, der mit lautem Knall zerbarst.

Bruno rumpelte erschrocken hoch und sah sich um. Was war das denn? Er stand auf, um nach der Ursache zu suchen. Da fand er seine Frau liegend auf dem Boden im Wohnzimmer. Er ging zu ihr und hockte sich neben sie. Sie atmete heftig und krächzte: Krankenwagen.

Berechnend (I)

Ein herrlicher Frühlingstag. Die Sonne stand hoch am Himmel und lockte alle, die Zeit hatten, aus den Häusern. Seit wenigen Tagen waren die Brunnen der Stadt abgedeckt und ihre Fontänen sprühten in den Himmel. Junge Frauen in ihren kurzen Röcken hatten es sich am Brunnenrand bequem gemacht und lachten während sie ihr erstes Eis schleckten.

Bruno kam aus seinem Büro, setzte sich seine Sonnenbrille auf die Nase und lies seinen Blick über die Piazza wandern. Mit seinen sechzig Jahren sah er richtig gut aus. Seine Haare waren noch tief schwarz, mit wenigen grauen Strähnen, die seine Attraktivität verstärkten und einem gut durchtrainierten Körper. Seine Attraktivität wurde durch sein Porsche-Cabrio noch unterstrichen. Er strich kurz liebevoll über sein neues Automobil, bevor er seinen Weg zur Piazza aufnahm. In Gedanken war er bei seiner Frau, die ihn heute wieder einmal bis aufs Blut gereizt hatte. So konnte das nicht weiter gehen. Immer diese eifersüchtigen Sticheleien! Gut, sie hatte Recht. Vielleicht trieb er es ein bisschen zu heftig mit den vielen jungen Frauen. Sie liebten ihn. Vielleicht mehr sein Geld. Aber es war ihm egal. Er hatte viel Sex, guten Sex und vor allem äußerst vielfältigen Sex. Seine Frau bot ihm das schon lange nicht mehr. Und Sex war nun mal sein Elixier!

Während Sabrina aus der Hahnen-Apotheke heraustrat, las sie sich den Beipackzettel ihres Medikamentes durch. Sie blieb kurz im Schatten stehen und las die Beschreibung komplett. Diese ganzen Nebenwirkungen! Der Arzt hatte es ihr jedoch dringlich ans Herz gelegt, dass sie für die nächsten drei Monate diese Chemiekeule schlucken sollte. Nur so könne sich ihr Gesamtzustand wesentlich verbessern. Ihre Operation lag bereits ein halbes Jahr zurück, aber sie fühlte sich noch immer geschwächt. Sie wollte, dass sich das änderte. Wo blieb dabei die Lebensqualität? Also würde sie den Rat des Arztes befolgen und dieses pharmazeutische Produkt zu sich nehmen. Für einen gesunden Menschen konnten diese Tabletten den Tod bedeuten, für sie bedeutete es zu leben. Sabrina nahm ihre Sonnenbrille vom Kopf, die sie sich zuvor in die langen nussfarbenen Haare geschoben hatte, und setzte sich diese auf. Heute blendete die Sonne besonders, zudem war es angenehm warm für diesen Märztag. Sie wollte den Tag in einem Café noch etwas in der Sonne genießen. Für den Stadttag hatte sie sich besonders schick gemacht. Am Morgen hatte sie sich für das Figur betonende Kleid in rosé, einen oliv farbigen Blazer und die passenden zweifarbigen Pumps entschieden. Mit diesem Outfit zog sie sämtliche Blicke auf sich.

Sie lief über den Platz zum Café. Im Halbschatten erspähte sie noch einen kleinen Tisch, den sie direkt ansteuerte. Erschöpft setzte sie sich. Im selben Moment hörte sie eine Stimme sagen: „Oh, jetzt sind sie mir zuvor gekommen.“ Sabrina sah verwirrt hoch und erblickte einen sehr attraktiven älteren Herrn. Verlegen lächelte sie. „Es gibt ja zwei Stühle. Wenn sie möchten, setzen sie sich gerne dazu.“ „Das ist sehr nett von Ihnen. Vielen Dank.“ Er stellte sich mit Bruno vor und setzte sich. Sabrina nickte und nannte im Gegenzug ihren Namen.

Es war ein angenehmer und vor allem unterhaltsamer Nachmittag. Sie hatten sich über Gott und die Welt ausgetauscht. Es war ein zartes Band geknüpft. So langsam war es für Sabrina an der Zeit nach Hause zu fahren. Sie wollte mit dem nächsten Zug los. Bruno jedoch wollte den Abschied noch etwas hinaus zögern. Diese Frau faszinierte ihn. „Wohin musst du denn? Ich würde dich gerne fahren“, bot er an. „Na ja. Es ist schon eine Stunde Autofahrt. Willst du dir das wirklich antun?“ fragte sie. „Wir könnten uns dabei unterhalten und noch besser kennenlernen. Ich fahre gerne Auto“, antwortete er ihr. Sie willigte ein, er bezahlte und gab der Bedienung ein großzügiges Trinkgeld. Bruno brachte Sabrina nach Hause und küsste sie zum Abschied. Er wollte sie wiedersehen und deshalb nichts überstürzen. Sie hatte diesen hungrigen Blick, der ihm Aufregendes versprach. Das wollte er kennenlernen. Von seinem übrigen Beuteschema unterschied sie sich sehr stark, da sie bereits Ende Vierzig war, eine kurvigere Figur und Lebenserfahrung hatte.

Es entwickelte sich tatsächlich eine Liebesbeziehung. Bruno war stolz auf sich, sein Kennerblick hatte ihn nicht enttäuscht. Inzwischen war seit ihrem Kennenlernen ein Jahr vergangen. Sabrina hatte von ihrer Krankheit erzählt, deshalb ging es nur langsam, aber stetig voran. Mit Sabrina erlebte er die Liebe neu. Sie war hungrig auf Sex und so liebten sie sich durch das ganze Repertoire und Neues wurde ausprobiert. Mit dieser Frau brauchte er diese jungen Dinger nicht mehr, seine Frau auch nicht. Scheidung wollte er nicht. Das würde zu teuer werden. Seine Ehe war schon lange kaputt, seine Frau forderte nur und wollte ihn am Boden sehen. Den Gefallen wollte er ihr nicht tun. Er brauchte eine Lösung.

Sabrina war gerade dabei in ihrer Wohnung Ordnung zu machen. Es war Zeit sich von Altem zu trennen. Bei den vielen Medikamenten in Bad hatte sie angefangen. Diese brauchte sie endlich nicht mehr. Bis auf wenige Einschränkungen war sie wieder ganz „die Alte“, voll sprühender Lebenslust. Sie hielt gerade die Schachtel Tabletten in Händen, die ihr Arzt am Kennenlerntag mit Bruno verschrieben hatte. „Das war ein Tag damals“, dachte sie und lächelte vor sich hin. In dem Moment betrat Bruno das Haus über die Terrasse. Mit einem langen Kuss begrüßte er sie, sah dann die Schachtel in ihrer Hand und fragte besorgt: „Was ist mit diesen Tabletten? Geht es dir schlecht?“ Sie schüttelte den Kopf und lächelnd sagte sie: „Glücklicherweise nicht. Ich räume gerade aus und werde die ganzen Medikamente bei der Apotheke zum Entsorgen abgeben.“ Erleichtert atmete er auf. „Komm, lass uns auf der Terrasse einen Kaffee trinken“, sagte sie und ging in die Küche. Bruno nahm sich einen Blisterstreifen aus der Packung und schob diesen in sein Jackett während er sich nachdenklich in die Sonne setzte. Heute Abend wollte er in die Stadt fahren.

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Die Einladung (II) Das Wochenende

(Fortsetzung zu "Die Einladung") 
https://lebenslustrockt.wordpress.com/2016/09/06/die-einladung/

Endlich war es so weit. Das Wellness-Wochenende sollte stattfinden. Maria packte ihre Tasche zusammen. Für drei Nächte reichte es den Weekender zu packen. Ein bisschen Wäsche, Partykleidung, Schuhe und Kosmetika – was Frau halt so braucht.

Für 14 Uhr hatte Raphael sich angekündigt, um sie abzuholen. Maria war, wie immer, überpünktlich fertig. Sie ging noch einmal alles durch, ob sie auch nichts vergessen hatte. In ihrer Wohnung gab sie allen Pflanzen noch einmal Wasser, denn es sollte ja heiß werden, und verschloss die Fenster.

In dem Moment klingelte es an der Haustür. Maria fragte über die Sprechanlage nach, wer da sei. Als ihr Raphael seine Ankunft mitgeteilt hatte, sagte sie ihm, dass sie sofort nach unten käme. Kurz prüfte sie noch den Sitz der Frisur und ihren Lippenstift im Flurspiegel, zog sich ihre hochhakigen Sandalen an und ging mit ihrem Gepäck nach unten. Raphael kam ihr in der dritten Etage entgegen. Mit einem bewundernden Blick sah er Maria an, lächelte fröhlich und gab ihren einen Begrüßungskuss. Maria strahlte ihn aus ozeanblauen Augen an. In Gedanken klopfte sie sich für die Wahl des neuen Kleides auf die Schultern. Da hatte sie wohl gut gewählt und damit auch seinen Geschmack getroffen. Der figurbetonte Schnitt unterstrich ihre Kurven und das blau des Kleides lies ihre Augen noch intensiver leuchten. Raphael nahm ihr die Tasche ab und geleitete sie zu seinem Kombi. Elvira und Peter saßen schon im Auto und grüßten mit einem Kopfnicken. Peter saß am Beifahrersitz, so dass Maria im Fond bei Elvira Platz nehmen musste. Raphael hielt ihr die Autotür auf und erklärte kurz, dass Peter den Weg kenne und ihn lotsen würde. Für sie war das völlig in Ordnung, dann konnte sie sich ja schon einmal mit Elvira austauschen.

Elvira war nicht in Unterhaltungslaune. Sie hing ihren Gedanken nach und steckte sich eine Zigarette an. Oh weh… Das gefiel Maria gar nicht. Sie vertrug keinen Zigarettenrauch im Auto. Davon bekam sie immer Kopfschmerzen. Nun wollte sie aber nicht gleich mit herum meckern anfangen und so öffnete sie lediglich das Autofenster. Raphael sah sie fragend im Rückspiegel an, sie schüttelte jedoch nur den Kopf.

Nach 2,5 Stunden Fahrt hatten sie ihr Ziel erreicht. Die Villa lag oberhalb des Attersees und sie hatten von der Terrasse einen wundervollen Blick auf den See und das dahinterliegende Bergpanorama. Maria atmete erst einmal tief durch und die frische Bergluft ein.

In der Zwischenzeit hatte Raphael den Zimmerschlüssel geholt und führte Maria in das gemeinsame Zimmer. Es war einfach, aber gemütlich ausgestattet und hatte ein eigenes Bad. Die anderen Zimmer mussten sich das Bad im Flur teilen. Während Maria ihre Sachen verstaute, umschlang Raphael sie von hinten, küsste sie vorsichtig am Hals und drehte sie zu sich herum. „Schön, dass du mitgekommen bist.“ Murmelte er in ihr Haar. Sein Mund wanderte vom Haaransatz zu ihren Lippen. Maria war erst über seinen leidenschaftlichen Anfall überrascht, gab sich dann aber seinen erregenden Küssen hin. Das hatte sie sich schon länger gewünscht und nie gedacht, dass es sich realisieren würde. Jetzt war sie mit ihm zusammen, hier in diesem Zimmer. Dann konnte sie auch sehen, wie es sich zwischen ihnen entwickelte.

Raphael erkundete mit seiner Zunge ihren Mund während sich eine Hand am rückwärtigen Reißverschluss ihres Kleides zu schaffen machte. Sachte schob er die Träger über die Schultern und das Seidenkleid fiel zu Boden. Mit einem bewundernden Blick öffnete er ihren BH, der ebenfalls zu Boden fiel. Sie sah Raphael scheu an, öffnete die Knöpfe seines Hemdes und ließ es neben ihre Kleidung zu Boden fallen. Er schob sie sachte aufs Bett und glitt neben sie. Er nahm die Erkundung ihres Körpers wieder auf, streichelte zart den Konturen ihres Gesichtes nach, küsste ihren Mund, die Mulde am Hals und leckte vorsichtig über die eine Brustwarze während er mit der anderen spielte. Maria stöhnte lustvoll auf. Raphael entledigte sich seiner Shorts und befreite Maria von ihrem Höschen. Küssend eroberte er ihren Schoß bis sie sich ihrem ersten Orgasmus ergab. Er ließ sie erst gar nicht zur Ruhe kommen, reizte ihre Perle die ihn feucht schimmernd lockte. Schnell zog er sich ein Kondom über, drang in sie ein, ritt sie wild und erlebte ihren nächsten Orgasmus fast gleichzeitig mit seinem. Erschöpft keuchend lies er sich schwer auf sie sinken. Mit einem anerkennenden „Wow“ küsste er sie auf den Mund.

In dem Moment klopfte es an der Zimmertür. Eine Frauenstimme fragte, wo sie denn blieben. Inzwischen seien alle da und sie mögen doch ins Wohnzimmer kommen. Die beiden sahen sich an, grinsten und riefen, dass sie gleich kommen würden. Gemeinsam verschwanden sie in der Dusche und machten sich frisch. Danach gingen sie zu besagter Begrüßungsrunde nach unten. An diesem Wellness-Party-Wochenende waren etwas mehr als dreißig Personen zusammen gekommen. Sie begrüßten sich untereinander und stellten sich gegenseitig vor. Gegen 20 Uhr wollte man sich für die erste Party treffen, die im Wohnzimmer stattfinden sollte. Maria sah sich um. Außer Elvira, Peter, Sabine und Rainer kannte sie nur noch Claudia. Auf die hätte sie ohne weiteres verzichten können. Das war eine wirklich unangenehme Person, die sich immer allen Männern anbiederte. Auch jetzt war sie wieder dabei. Zwei Männer umgarnten sie bereits und versuchten ihre Gunst zu gewinnen. Maria schüttelte ihren Kopf und wandte sich wieder ihren anderen Bekannten zu.

Bis zum Abendessen und Party waren noch einige Stunden Zeit. Die Zeit bis dahin konnte man sich ja im Wellness-Bereich vertreiben. Ein Großteil der Gäste holte sich Handtücher und Bademantel und die Hälfte der Gesellschaft traf sich im Wellness-Bereich wieder. Hier gab es drei verschiedene Saunen, ein großes Schwimmbecken und ein Whirlpool. Alles war sauber und viele Palmen gaben dem ganzen ein mediterranes Ambiente. Maria gefiel das sehr gut. Zusammen mit einigen Frauen ging sie erst einmal in die 60 Grad Sauna. Ein paar der Männer verschwanden in der 90 Grad Sauna und einige Personen wollten im Whirlpool entspannen, der Platz für etwa vier Personen hatte. Während ihres Saunaganges konnten die Frauen schon den Spaß der anderen im Whirlpool hören. Als sie dann aus der Sauna kamen sahen sie acht Männer ihrer Gruppe mit Claudia im Pool. Durch die vielen Menschen war das Wasser aus dem Pool gedrängt worden. Mit großen Augen beobachtete Maria, wie sich sämtliche Männer mit Claudia beschäftigten. Diese Frau hatte sichtbare Freude an den vielen Männerhänden. Maria schüttelte es. Auch Raphael war darunter, stellte sie mit Erschrecken fest. Oh… Das verletzte sie. Das mochte sie nicht sehen! Worauf hatte sie sich denn da eingelassen?! Schnell wollte sie diese Stätte verlassen und lief Richtung Ausgang. Dabei rutschte sie auf den nassen Fliesen aus, fiel hart auf den Boden und verletzte sich. Mit Mühe schaffte sie es sich zu ihrem Zimmer zu schleppen.

Weinend rief sie Zenzi an und bat diese sie doch abzuholen. Ihr erzählte sie nur kurz was vorgefallen war und wie sie sich fühlte. Zenzi versprach sofort loszufahren.

Unter Schmerzen packte Maria ihre Sachen wieder in die Tasche. Elvira hatte ihr zwischenzeitlich eine Eispackung gebracht, die sich Maria aufs schmerzende Knie legte.

Als Raphael ins Zimmer kam ging Elvira nach unten. Raphael fragte Maria, was denn das eben für ein Auftritt von ihr im Wellness-Bereich gewesen sei. Sie sei auf dem Wasser vor dem Whirlpool ausgerutscht erwiderte sie. Von ihm wollte sie wissen, was er denn mit Claudia zu schaffen hätte. Seine lapidare Antwort war, dass er wegen Spaß hier sei. Maria verstand diese Aussage sofort. Ihr Gesicht verschloss sich und sie nickte ihm böse zu. Gut, sagte sie. Dann hab deinen Spaß und lass mich in Zukunft bitte in Ruhe.

In dem Moment klopfte es und Zenzi trat ins Zimmer. Maria atmete erleichtert auf und ließ sich von ihrer Freundin zum Auto führen. Ohne sich groß zu verabschieden fuhren die beiden Frauen weg.

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Die Einladung

Ein Anruf von einem Bekannten während Maria im Park spazieren ging. Sie war überrascht. Raphael lud sie zu einem verlängertem Wellness Wochenende ein. Sie waren zwar bereits miteinander ausgegangen; bisher hatte es sich jedoch lediglich auf einer freundschaftlichen Ebene bewegt. Das verlängerte Wochenende war schon für kommenden Donnerstag bis Montag geplant. Er habe schon gebucht. Maria war erst einmal sehr überrascht und bat um Bedenkzeit. Sie erhielt noch die Info, dass gemeinsame Bekannte auch dabei seien und er ihr eine Mail mit den Daten schicken wolle. Sie dankte dafür und setzte in Gedanken versunken ihren Spaziergang fort.

Bis Maria zu Hause eintraf, waren zwei Stunden vergangen. Die Einladung hatte sie bereits vergessen. Bei einer Tasse Kaffee erinnerte sie sich an Raphael, schaltete den PC an und inzwischen war tatsächlich die angekündigte Mail von ihm eingegangen.

Sie öffnete die Mail, denn neugierig war sie ja schon. Das Wellness Wochenende sollte in einer privaten Villa stattfinden. Die Lage des Anwesens wäre schon sehr verlockend – direkt in den österreichischen Bergen! In der Villa sollten Sauna, Pool und Whirlpool vorhanden sein. Dazu die Wanderwege direkt vor der Haustür. Wirklich sehr verlockend. Angekündigt waren auch erotische Parties und zum Tanzen wurde gute Musik versprochen. Raphael hatte extra noch dazu geschrieben, dass es ganz ohne Verpflichtung für sie sei. Er wolle sie dabei haben, weil sie gut in die Gruppe passen würde, da sie sehr unkompliziert und immer positiv sei. Vor allem wollte er wieder mit ihr tanzen.

Maria starrte auf die Mail, sah sich immer wieder die Bilder an und überlegte. Gut, sie war Single. Was sprach also dagegen? Die Leute waren bis auf die Schnepfe Klara alle schwer in Ordnung.

In dem Moment klingelte es an ihrer Wohnungstür. Ach ja, Zenzi hatte sich zu einem Mädelsabend angekündigt. Die konnte sie gleich mal fragen, was sie zu dieser Einladung sagt. Maria holte den kalten Prosecco aus dem Kühlschrank und zwei Gläser aus der Anrichte. Die zwei Frauen gingen ins Wohnzimmer und kuschelten sich auf die breite Couch. Die Flasche Prosecco wurde geköpft, schäumend in die Gläser gegossen und auf einen schönen Abend und die Liebe angestoßen. Zenzi war wieder einmal verliebt und erzählte ausführlich über ihre neue Errungenschaft. Sie sprudelte förmlich über so glücklich war sie. Maria wünschte ihr ganz viel Glück und vor allem endlich einmal etwas Dauerhaftes. Sie selbst war schon länger Single und wahrscheinlich viel zu wählerisch. Als Zenzi dann fragte, ob es bei ihr Neuigkeiten gäbe, erzählte Maria von der Einladung. Zenzi sah überrascht auf und meinte, das sei ja schon fast ein unmoralisches Angebot. Wieso? Na ja… Erotische Parties? Alles ein bisschen lockerer! Ob sich Maria das vorstellen könne? Der Reiz sei ja schon da und Raphael wäre auch nicht zu verachten mit seinem trainierten Körper und den blonden Locken. In Gedanken nannte sie ihn „Captain Locke“ 🙂 So ein bisschen kam Maria nun doch ins Schwärmen. Vor allem könne er tanzen wie ein junger Gott – behauptete sie.

Nach der Flasche Prosecco waren beide Frauen etwas angeschickert und kicherten lautstark. Zenzi forderte Maria auf, endlich die Antwort an Raphael abzuschicken, denn sie kannte die Freundin zu gut und wusste, dass sie sich wieder drücken würde. Angetrunken und deshalb mutig verfasste Maria das Antwortschreiben an Raphael und teilte ihm mit, dass sie gerne das Wellness Wochenende mit ihm verbringen wolle.

Ob es sich nun tatsächlich um ein unmoralisches Angebot handelt und was sich an dem Wochenende abgespielt hat, wird vielleicht bei anderer Gelegenheit verraten.

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