Reinheit

Etwas reineres und weißeres als frischgefallenen Schnee gibt es nirgends. Gerade zurzeit überzieht die Natur alles mit diesem pudrigem Weiß – zumindest hier im Süden von Deutschland. Leise rieselt dieses Etwas vom Himmel, bedeckt die Straßen und die nahen Berge. Die Luft ist klar und es friert in der Nase. Ja, ich mag das. Auch.

Gerne stapfe ich durch die winterliche Landschaft. Gestern wieder war ich mit Kamilla unterwegs. Gestartet mitten in der Stadt und dann Richtung Westen. Kaum lagen die Häuser hinter uns, schon kehrte Ruhe ein. Trotz der Minustemperaturen war es irgendwie warm. Wie immer trug ich mehrere wärmende und atmungsaktive Lagen. So konnte ich die oberen Schichten öffnen und kühle Luft heranlassen. Der Zipper war ja auch schnell wieder geschlossen.

Gerade jetzt sitze ich im warmen Zimmer und schaue nach draußen. Beobachte die tanzenden Flocken und erinnere mich an meine Kinderzeit: Wir waren meist im Rudel von zehn Kindern unterwegs. Entweder wurden Iglus gebaut oder Abwehrwalle für Schneeballschlachten. Am nahen Hang wurde gerodelt und versucht sich auf den Skiern gen Tal zu bewegen. Das war eine Gaudi.

Ich will jetzt keinen Vergleich zur derzeitigen Situation. Dennoch wäre es vielleicht an der Zeit das Kommando an die Kinder zu übergeben 😉

©by UMW

Der Tag der Wahrheit

Seit vielen Wochen war Clara bereits am üben. Sie hatte sich für das neue Ballett am Staatstheater beworben. Es sollte Romeo und Julia in einer modernen Aufführung gespielt werden. An manchen Tagen fragte sie sich, ob sie sich eventuell zu viel zugetraut hatte. Sich für die Hauptrolle zu bewerben war schon immens. Wieder einmal sah sie sich kritisch ihre Tanzbewegungen im Spiegel an. Ihr Trainer trat hinter sie an den Spiegel. Die Sprünge waren ihm wieder einmal nicht sauber genug. Noch einmal sollte sie diese Übungen absolvieren. Ihre Füße schmerzten. Seit mehreren Stunden arbeitete sie ohne Pause. Kurz dehnte und streckte sie sich, bevor sie die Choreografie noch einmal tanzte. Jetzt war wenigstens Bodo zufrieden und entließ sie, damit sie ausruhen konnte.

Robert war für die Rolle des Romeo bereits engagiert worden. Mit ihm wollte sie unbedingt spielen, das war schon lange ihr Traum. Er war der meistumschwärmte Star am Theater. Er war groß, sehnig und sah verdammt gut aus. Vor allem dann, wenn sie seine Muskeln unter dem Shirt und den enganliegenden Hosen arbeiten sah. Seinen sexy Körper an ihrem spüren, ja das weckte ihre Phantasie und ließ sie den Mann wieder einmal durch ihre rosarote Brille sehen.

Mit dem Intendanten sollte Robert gemeinsam die Julia bis Ende nächster Woche wählen. Verflixt! So viel Zeit war das nicht mehr! Die Aufregung stieg mit jedem Tag.

Zu Hause angekommen prüfte Clara erst einmal den Briefkasten und fand zu ihrer großen Freude den Brief mit der Einladung zum Vorsprechen darin vor. Aufgeregt las sie die wichtigsten Informationen mehrmals durch. Beim Blick auf das Datum stellte sie fest, dass sie bereits am nächsten Vormittag vortanzen sollte. Alarmiert sah sie sich das Datum nochmals und nochmals an. So kurzfristig! Das kam ihr komisch vor. Ein Blick auf den Poststempel sagte ihr, dass der Brief fast zwei Wochen auf dem Weg zu ihr war.

Ihr wurde übel. Der Magen verkrampfte sich. Schnell eilte sie zum Abort. Vor lauter Aufregung wird sie wohl die kommende Nacht wieder mehr in diesem Kämmerchen verbringen anstatt zu schlafen. Das Vortanzen kann ja heiter werden.

Nach vier Stunden Schlaf wachte sie am nächsten Tag einigermaßen fit auf. Sie frühstückte einen doppelten Espressi und verschiedene Beruhigungs- und Stärkungspillen bevor sie sich auf den Weg zum Theater machte. Im Theater waren bereits einige Kolleginnen dabei sich an der Stange aufzuwärmen. Clara legte ihre Kleidung ab und gesellte sich in ihrem Trainingsanzug zu ihnen. Einige der Frauen schauten verbissen auf die anderen. Miteinander reden war nicht möglich. Dafür herrschte eine zu große Stutenbissigkeit. Schließlich wollte jede hier gewinnen.

Nach und nach wurden es weniger Tänzerinnen, bis nur noch Clara da war und auf die Bühne gerufen wurde. Sie sollte das „Bedroom Pas de deux“ zusammen mit Robert tanzen. Sie atmete ihre Nervosität weg und ließ sich auf ihren Tanzpartner ein. Nach dem Tanz nickte der Zuschauer und sah den Tänzer fragend an. Robert gab dem Intendanten seine Zustimmung. Dieser atmete erleichtert auf und rief Clara zu sich. Schwer atmend hielt sich diese an der Rückenlehne der Theaterbestuhlung fest und hörte sich seine wohlwollenden Worte an.

©by UMW

Es dröhnt…

Gedanken will ich übertönen

Über Herzschmerz will ich nie mehr klönen!

Herausgerissen hab ich mir diesen Klumpen

Vorbei, vorbei – es kann mich nicht mehr lumpen.

Nun dröhnt ganz laute Rockmusik

von RAMMSTEIN durch meinen hohlen Körper.

Es summt in mir und ist für mich die allerschönste Oper.

©by UMW

Über 7 Brücken musst du geh’n…

Dieses Lied verfolgt mich nun doch schon eine Weile, deshalb habe ich es mir wieder einmal ganz bewusst angehört. Von Karat versteht sich, denn ich bevorzuge das Original. Von Karat habe ich tatsächlich noch eine Schallplatte im Schrank.

Manchmal frage ich mich, wie viele Brücken wir tatsächlich gehen. Wenn ich mein Leben betrachte, befürchte ich, dass es mehr als die besungenen sieben sind. Brücken sind meines Erachtens Weg weisend. Über eine Brücke laufen heißt auch aufeinander zu zugehen oder über den Tellerrand hinaus zu schauen, weiter laufen, auch wenn es eine gefährlich erscheinende Hängebrücke ist. Wer stehen bleibt, wird nie wissen, welche Möglichkeiten sich auf der anderen Seite erschließen.

…und wir müssen brennen – für etwas. Die Gefahr dabei zu verbrennen ist immer gegeben. Je größer das Feuer war, desto länger glüht die Asche. Wir dürfen uns bewusst sein, dass ER wieder aus der Asche steigt – der Phönix.

©UMW