Die Vergessenen?

Zumindest wird es derzeit wenig bis gar nicht thematisiert. Mir geht es um die Gewalt gegen Kinder und Frauen. Gerade in dieser Zeit von Homeoffice, Homeschooling und dem noch geringeren Verdienst der Wenigverdiener durch Kurzarbeit. Da bauen sich gerade in engen Wohnverhältnissen Aggressionen auf, bei denen die Schwachen die Leidtragenden sind.

Auf das Thema komme ich, da ich vor kurzem eine Frauenfigur am Wegrand gesehen habe. Am nahen Laternenpfahl wies ein Plakat auf Femizid hin. Das war der Auslöser mich hierzu ein wenig zu informieren. In diesem Fall wurde eine 34jährige, Mutter von zwei Kindern im Alter von drei und sieben Jahren, von ihrem 41jährigen Ehemann durch Messerstiche in die Brust getötet. Die Polizei fand die Getötete unter einem Kinderbett.

Leider ist das kein Einzelfall. Jede Woche sterben drei Frauen durch den Partner oder Ex-Partner. Durch meine Recherche habe ich herausgefunden, dass ein Femizid bei Trennung, Schwangerschaft oder beruflichen Erfolg der Frau stattfindet. Das sollen die Themen sein, bei denen der Mann überfordert zu sein scheint oder auch seinen Lebensentwurf als gescheitert sieht.

Unsere Gerichte behandeln das noch immer als Kavaliersdelikt und deshalb kaum als Totschlag oder Mord – wenn sich die Frau getrennt hat.

Die Perspektive des Bundesgerichtshofs sei zutiefst patriarchal, sagt Clemm. Wenn ein Mann verzweifelt sei, sei das nachvollziehbar. Jemanden deshalb aber zu töten, mache einen „absoluten Besitzanspruch“ deutlich. Nicht einmal Fälle, in denen eine Frau jahrelang misshandelt und schließlich getötet wird, würden unbedingt als Tötung, geschweige denn als Mord geahndet, sagt Clemm. Häufig würden sie nur als Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Der Täter, heiße es dann, habe seine Frau „nur“ misshandeln wollen und keineswegs vorsätzlich umgebracht. Und aufgrund der vorher erlebten Gewalt hätte die Frau doch damit rechnen müssen, dass ein Angriff auf sie zukomme. (Patrizia Hecht – TAZ)

Ich habe es selbst erlebt. Der angeklagte Mann wurde zu 2,5 Jahren auf BEWÄHRUNG! –  wegen versuchten Totschlags – verurteilt. Dazu Schmerzensgeld und Sozialstunden. Als Betroffene fühlte ich mich völlig verarscht. Das Leben einer Frau scheint nichts Wert zu sein und wenn ich das so verfolge hat sich daran die letzten 15 Jahre nichts geändert.

Für alle Frauen der Welt wünsche ich mir, dass sich dieser Umstand ändert und künftig die Strafen gerecht ausfallen. Es kann jede von uns treffen. Unabhängig aus welcher Gesellschaftsschicht oder wie tough eine Frau ist.

gegen Femizid

 

©by UMW

Sieben Länder in zwanzig Stunden

Wie soll das funktionieren, wird sich so manch einer fragen. Selbst mir kam das bis vor kurzem noch unvorstellbar vor. Doch ich habe mich eines besseren belehren lassen. Durch gemeinschaftlichen Aktivismus.

Genau genommen, war es an der Zeit verschiedene Dinge zum Boot zu bringen. Mit einer Spedition erschien es zu aufwändig und mit dem Flugzeug schier unmöglich. Diese ganzen Kisten, Geräte, Equipment, Taschen, Ausstattung und was weiß ich nicht noch alles. Ziemlich spontan entschieden wir uns Mittwoch oder Donnerstag – mir fehlt jegliches Zeitgefühl! – zu diesem Gewalttrip.

Donnerstag Abend lud Jan meine Taschen in sein Fahrzeug. Freitag Mittag, nach einem halben Arbeitstag, fuhr ich mit der S-Bahn zu ihm. Seine notwendigen Arbeiten hatte er erledigt und wir konnten direkt losstarten. Irgendwie schienen sich viele Menschen an diesem Wochenende für eine Fahrt in den Süden aufgemacht zu haben. Es war erst einmal viel Verkehr.

Navi und Googeline zeigten uns staufreie Wege auf, so dass es manchesmal quer durch die Pampa ging. Zumindest noch hier in Deutschland. Wir fuhren durch Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien nach Griechenland. Solange es Tag war, konnten wir uns an der schönen Landschaft erfreuen. In der Nacht war es dunkel, teilweise ohne irgend ein Licht. Geärgert haben wir uns über die Wartezeiten an den Grenzen von Serbien nach Mazedonien und Mazedonien nach Griechenland. Es gab zwar eine Spur für EU-Passinhaber. Das nützt nur nichts, wenn sich keiner daran hält.

In Mazedonien wurden wir nach einer Greencard gefragt. Es ging um die KFZ-Versicherungskarte. Dummerweise war diese nicht auffindbar. Zum Weiterfahren mussten wir in Mazedonien eine Versicherung abschließen. Wie ärgerlich! Keine Ahnung, ob dagegen angegangen werden kann oder diese Versicherung als unrechtmäßig gilt. Da sollten wir uns vielleicht einmal bei so einem großen Automobilverein erkundigen.

In Athen schafften wir die Fähre nach Egina punkt genau. Kaum waren wir auf der Fähre, wurde schon abgelegt. Ein herrliches Panorama von Athen zeigte sich uns.

 

In Egina fuhren wir zu der Werft, auf der das Boot an Land auf die Feinarbeiten und uns wartete. Der Werftmeister brachte uns eine Treppe, damit wir mit dem Gepäck zum Boot hochkamen. Das war eine ganz schön wackelige Angelegenheit. Oben das Gepäck ablegen und sich selbst hochhieven kostete anfangs etwas Überwindung. Mit jedem erneuten Hochsteigen fiel es mir leichter. Jan mit seinen langen Beinen tat sich da wesentlich leichter. Erst einmal brachten wir alles aus dem Auto nach oben und verteilten es so gut es ging auf die einzelnen Kajüten. Taue wurden in den Bugkisten verstaut. Ein Schildchen mit Schiffsname und -nummer wurde angebracht.

 

Für mich war es das erste Mal auf diesem Boot, deshalb sah ich mir alles an, öffnete sämtliche Kästen und inspizierte den Inhalt. Dinge, die mir nicht gefielen oder schlichtweg zu viel waren, haben wir entsorgt. Haushaltsartikel, die ich von mir mitgenommen hatte, verstaute ich. Trotz allem durfte ich einen Teil wieder einpacken, weil es sich als unsinnig herausstellte oder weil es schon an Board war.

Am späten Nachmittag war es dann Zeit für Erholung und wir kosteten das Meerwasser. Erfrischend ist anders. Bei Lufttemperaturen mit mehr als 30 Grad, war auch das Wasser sehr warm. Trotzdem schwammen wir ein Stück hinaus und hatten Spaß an den Wellen. Wieder zurück wurde kurz das Salzwasser abgespült und wir machten uns auf den Weg ins Dorf.

In einer Strandbar erfrischten wir uns innerlich. Als es endlich Zeit zum Essen war spazierten wir von der Werft zu einer nahen Taverne.

img_20190720_200634060_hdr6211116285425916495.jpgHier konnten wir den Sonnenuntergang zu super leckeren Gerichten aus Garten und Meer genießen.

Schon bald fielen wir müde in die Kojen.

Am nächsten Morgen packten wir frühzeitig unsere Sachen, um die erste Fähre ans Festland zu erwischen. Wir waren sehr zeitig am Hafen. So blieb noch Zeit für einen Cappuccino und einen kleinen Spaziergang an den Booten vorbei.

Als die Fähre angedockt hatte, gingen wir zum Auto. Während die Beifahrer nur als Fußvolk die Fähre betreten durften, mussten die Fahrer die Fahrzeuge nach Anweisung parken. Morgens war wenig los, so verlief das Procedere recht einfach.

img_20190721_095247289_hdr7318619048180383119.jpgAuf der Fähre marschierten wir zum Oberdeck und hatten es fast für uns alleine. Wir versuchten die Möwen in ihrem Flug zu fotografieren. Es war ganz schön windig. Die Möwen zu fotografieren stellte sich deshalb als ziemliche Herausforderung dar. Doch Jan schaffte es, den einen oder anderen Vogel festzuhalten.

Nach der etwa einstündigen Fahrt mit der Fähre fuhren wir in Athen von der Fähre herunter und wieder an Land. Unsere Zeit in Athen / Egina belief sich auf etwa 24 Stunden.

Schon waren wir wieder auf dem Weg retour nach München. Von Griechenland nach Mazedonien, Serbien, Kroatien, Slowenien, Österreich und in unsere deutsche Heimat. Wieder mit Stau an den Grenzen und wieder mit der Frage nach der Greencard in Mazedonien. Und mit einem Abenteuer der etwas anderen Art.

Googeline teilte uns einen Stau mit und fragt, ob wir diesen umgehen wollten. Natürlich drückte der Fahrer das „ja“. Würde doch sicher jeder machen, oder? Der Weg war wunderschön. Es ging durchs mazedonische Hinterland. Die Häuser wurden immer weniger und die Strasse immer holpriger.

Bis wir auf einem Feldweg fuhren. Googeline zeigte uns weiterhin den Weg an. Laut ihren Angaben waren wir noch immer auf der richtigen „Straße“. Diese Straße war schon sehr abenteuerlich mit tiefen Furchen. Gut geeignet für Traktoren oder Geländefahrzeuge. Der SUV, mit dem wir unterwegs waren, packte es trotzdem recht gut. Vielleicht hatte es auch das Fahrzeug einmal genossen vom normalen Weg abzukommen 😀

img_20190721_162059493_hdr112382695538762268.jpgHangabwärts konnten wir nach einer Weile wieder eine Siedlung, ein Dorf, sehen. Nur: Keine Menschenseele. Wir fuhren den, inzwischen wieder geteerten Weg weiter und waren dann zurück auf der Autobahn. Allerdings handelte es sich um die serbische Autobahn. Richtig! Wir hatten das eine Land verlassen und sind in ein anderes Land rein – ohne Grenzkontrolle. Wir mochten uns nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir aufgehalten worden wären. Es ist alles gut gegangen und vor allem hatten wir sehr viel Spaß dabei 🙂

Nach nur 18 Stunden Fahrt waren wir zurück in München. Etwas Schlaf konnte sich jeder von uns noch gönnen, bevor es in die Arbeit ging.

©by UMW