Das Date

20160928_125621Kennengelernt hatte sie ihn vor ein paar Tagen. Bei einer Autopanne. Er hatte damals, ganz charmant, angehalten und Hilfe angeboten. Sie hatte diese ausgeschlagen. Da er Interesse an dem Fahrzeug zeigte und sie einen Käufer, gab sie ihm ohne großem Aufhebens ihre Telefonnummer.

Es stellte sich kurzfristig heraus, dass dieser Mann gar kein Interesse an dem Fahrzeug hatte. Ihm gefiel diese Frau! Über Tage zog sich die Unterhaltung über Kurznachrichten hin, bis sich die beiden an einem Abend trafen. In einer Grillbar.

Für sie war es ein Fast-Blind-Date. Sie konnte sich nur schwach an ihn erinnern. Das hätte ihr zu denken geben sollen. Aber so…

Er war bereits eine halbe Stunde vorher da und signalisierte das per SMS. Sie war noch unterwegs. Stellte ihr Auto in die Garage, erledigte noch kurz etwas in der Wohnung, lief zu Fuß zum Treffpunkt und teilte ihm ihr Eintreffen innerhalb eines Zeitraumes mit. Pünktlich zur vereinbarten Zeit war sie vor dem Lokal. Sie schaute sich um. Der Herbstabend ließ nur Schemen erkennen. Doch, da hinten ließ sich ein groß gewachsener Umriss eines Menschen erkennen. Er kam auf sie zu. Lächelnd. Sie begrüßten sich. Steif. Mit Handschlag. Gingen ins Lokal, suchten einen Platz. Setzten sich gegenüber.

Die Unterhaltung lief flüssig, angenehm. Doch dieses gewisse Etwas fehlte ihr. Na ja… Er ist verheiratet. Das ist schon der Abturner schlechthin. Zumindest ehrlich genug, das zuzugeben. Bei ihr kein Herzklopfen. Dennoch: Einfach nur nett und ein angenehmer Abend. Sie trennten sich nach drei unterhaltsamen Stunden. Vielleicht sehen sie sich wieder. Wobei das doch eher unwahrscheinlich ist. Ihre Vermutung hat sich bestätigt: Es ist eine Eintagsfliege.

©by UMW

Bettler-Mafia

In dem Stadtviertel, in dem ich lebe, sind sie mir schon länger aufgefallen. Rund um die U-Bahn-Station sind es mindestens drei Bettler. In der Innenstadt sind sie inzwischen fast an jeder Ecke anzutreffen. Ähnlich sehen sie aus. Woher sie kommen lässt sich schwer sagen, aber überwiegend dunkelhaarig mit braunen Augen. Das Alter ist unterschiedlich und beiderlei Geschlecht, zum Teil verkrüppelt zum anderen Teil einfach nur ärmlich, inzwischen häufig mit einem Hund. Die Verkrüppelung nehme ich ihnen schon lange nicht mehr ab. Dafür sind schon zu viele aufgefallen, die „zum Feierabend“ normal laufend unterwegs waren.

Selbst in der Zeitung stand zu lesen, dass diese Menschen morgens mit dem Bus in die Stadt gebracht und abends wieder abgeholt werden. Die Stadtverantwortlichen versuchen dagegen anzugehen, denn schließlich gibt es auch „echte“ Bettler. Ob sie es tatsächlich schaffen wage ich zu bezweifeln.

Von mir erhalten Bettler keinen Cent (mehr). Es wurden diese bettelnden Menschen beobachtet, wie sie am Abend das Geld zur Bank gebracht haben. Ein echter Bettler hat kein Konto. Außerdem lebt dieser tatsächlich von der Hand in den Mund.

Sollte ich mich doch einmal hinreißen lassen, einem Bettler etwas Gutes tun zu wollen, dann gehe ich in die nächste Metzgerei und hole ihm eine Leberkäs-Semmel…

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Markttag

Freitag ist Markttag. Markttag in der Stadt, in einem Stadtviertel im Westen von München. Die Bauern aus den umliegenden Dörfern bieten Holzofenbrot, Ziegenkäse, Obst, Gemüse, Backwaren, Eier, Honig, Fisch, Fleisch und Wurst feil. Selbst Blumen werden angeboten. Vieles in Bioqualität. Mir gefällt hier besonders die Regionalität.

Lebhaftes Treiben bestimmt hier heute das Fleckchen Erde. Es ist kalt und ich beneide keinen. Dem Winter angepasst sind die dunkle Kleidung und der trübe Himmel. Farbe sieht man nur beim Gemüse. Erhellt wird die Stimmung durch die freundlichen Marktfrauen und –männer.

Viel zu selten bin ich hier, obwohl ich von den guten, wenn auch teuren, Angeboten sehr überzeugt bin. Fröstelnd kaufe ich meine Viktualien ein und überlasse den Platz der anderen Kundschaft.

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Hunger nach…

20160520_185130Mit Hunger verbinden die meisten nur „essen“. Aber es gibt noch so viele andere Arten von Hunger, die wir jedoch nicht als solches zur Kenntnis nehmen oder nehmen wollen.

Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe; möchte Vertrauen, sich anlehnen, auch fallen lassen und aufgefangen werden. Vielleicht hatte man schon einmal dieses Glück und verlor es wieder. Oder man hatte es noch nicht und hungert nach diesem noch unbekannten Gefühl. Möchte es erleben.

Es ist der Hunger nach Berührung, dem Spüren und Fühlen. Und wenn man niemanden hat, mit dem man diesen Hunger teilen kann, sucht man sich Ersatzbefriedigung(en). Ersatzbefriedigung im Genuss von Alkohol und Speisen, im Sport (man kann es da auch übertreiben), verliert sich in der Musik, in Videos und Computerspielen oder wird zum Workaholic.

Sobald man sich einmal in einer Ersatzbefriedigung verloren hat, fällt es einem sehr schwer da wieder herauszukommen. Es ist wie ein Kreislauf, ein Sog – es ist eine Sucht.

Ich wünsche uns allen, dass der Hunger nach Berührung gestillt wird – von der Person, die wir lieben.

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