Der Hundekuss

Die Enge bedrückte sie. Das Licht kam nur gefiltert durch die Fenster. Als Sichtschutz hatte die Vermieterin die Fenster mit einer weiß gestreiften Folie beklebt. Dabei sah es draußen nach Sonne aus. Maria öffnete das Fenster und holte sich so die Bestätigung für ihre Vermutung. Sie musste raus. Es war, als wenn etwas sie nach draußen rief. Sie folgte diesem Ruf, um aus der stickigen Wohnung herauszukommen.

Vor der Haustüre hielt sie die Nase in die Luft und atmete erst einmal durch. Welchen Weg wollte sie heute gehen? Sie wendete sich erst einmal nach rechts. Die Ampel sprang auf Rot. Deshalb entschied sie sich lieber links zu gehen.

Für einen Novembertag war es sehr warm. Sie öffnete den Reißverschluss ihrer Fleecejacke. Die Menschen, die außer ihr schon unterwegs waren, hatten Winterjacken und Schal an. Ihr Wärmeempfinden unterschied sich von dem ihren. An diesem späten Vormittag waren noch wenig Menschen unterwegs. Aus Erfahrung wusste sie, dass sich das in der Großstadt schnell ändern konnte.

Der Weg führte Maria erst einmal durch den großen Park. Sie vermied die Hauptwege und schlängelte sich so – ohne Kontakt zu irgendwelchen Menschenmassen – durch diese Grünfläche. Ohne sprechen zu müssen ließ es sich herrlich gut überlegen, auf sich selbst konzentrieren. Dazu beobachtete sie gerne noch andere. Der Kopf wurde klarer.

Auf ihrem Weg entdeckte sie das eine oder andere faszinierende Bauwerk. Sie war erstaunt ob der schönen Architektur. Als nächste Station überquerte sie eine Steinbrücke. Viele Verliebte hatten hier Schlösser angebracht. Das Metall glitzerte in der Sonne. Über eine Treppe verließ sie den Hauptweg und ging zum Fluss hinunter. Es waren viele Hunde unterwegs. Sie sprangen herum, liefen miteinander um die Wette und holten Stöckchen. Die Tiere hatten viel Spaß.

Nach einem Stück an der Isar entlang entdeckte Maria ein ruhiges Fleckchen. Es war wie geschaffen für sie zum Niedersetzen. Die Fließjacke wurde auf den Boden gelegt und Maria setzte sich. Das Wasserrauschen wirkte herrlich beruhigend. Der Sand unter ihrem Po gab ein bisschen das Gefühl am Strand zu sein. Zumindest so lange sie die Augen geschlossen hielt. Und die Sonne wärmte ihre nackten Arme. Maria genoss die Sonne auf dem Gesicht und entspannte sich.

Plumps… Sie riss die Augen auf. Was war das? Etwas hatte sie… Geküsst? Gestupst? Irritiert sah sie hoch. Da kam er noch einmal angeschossen. Ein Australian Shepard. Schwanzwedelnd stupste er sie an und schleckte einmal quer übers Gesicht. Sie lachte auf. Während sie den Hund knuddelte kam sein Besitzer. Das Verhalten seines Hundes war ihm sehr peinlich. Maria winkte ab. Dieser Überfall hatte sie zwar überrascht, dem Tier konnte sie nicht böse sein. Der Mann schimpfte mit dem Hund und hielt ihn am Halsband fest. Die beiden Menschen zwinkerten sich nochmals zu, bevor die Fellnase mit seinem Herrchen weiterlief.

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Eine Freude

Es ist eine Freude die Natur in ihrer bunten Pracht zu genießen. Selbst hier in der Stadt ist der Herbst eine Wonne. Die Bäume geben sich noch einmal Mühe und leuchten in warmen Gelbtönen bis hin zu feurigem Rot. Es ist eine Freude raschelnd durch das Laub zu laufen, gleich den Kindern alles Bedrückende auf der Seite zu lassen und sich nur am Moment zu freuen.

Schon der Blick aus dem Fenster lockt nach draußen, zwingt einen die Arbeit liegen zu lassen um in die Freiheit zu fliehen. Noch einmal, zweimal die Sonne zu tanken und sich an allem zu erfreuen. Bevor die Natur stirbt und kahl wird für den Winter.

Soweit will ich noch gar nicht denken. Ich will mich erfreuen an dem Moment – im Hier und Jetzt.

©by UMW

Der Herbst ist da…

Mohnblume

Meteorologisch seit dem ersten September. Kalendarisch dauert es noch. Doch dies nur am Rande. Nach dem regnerischen Montag gestern und einer sternenklaren Nacht, war es heute Morgen trocken. Für mich genau das richtige Wetter um mit dem Fahrrad in die Arbeit zu fahren. Nur noch dreizehn Arbeitstage habe ich vor mir. Das schleicht sich gerade so in meine Gedanken 🙂

Die Luft ist kühl mit 10 Grad. Leicht fröstelt es mich während ich die Fahrradbeleuchtung anbringe und mein Fahrrad aufschließe. Nach kurzer Fahrt bin ich auf Betriebstemperatur. Im Park sehe ich Morgennebel über den Boden kriechen. Es riecht so gut. Frisch. Sauber. Mein Weg führt mich über die Theresienwiese. Hier wird seit Wochen schon fleißig für das Oktoberfest aufgebaut. Der ganze Platz ist abgeriegelt. Morgens bis ca. 9 Uhr ist es noch möglich durchzufahren. Problemlos für mich, denn bis dahin sind es noch knapp drei Stunden. Meine Nase fängt den Geruch nach Zwiebeln ein. Irgendwo scheint jemand Vorbereitungen für die Arbeiterküche zu treffen. So intensiv hatte ich das bisher noch nicht wahrgenommen. Liegt das an den Temperaturen oder ist mein Geruchssinn gerade besonders gut? Später erfreut mich noch der Geruch aus einer Backstube. Ich liebe den Morgen, wenn die Stadt noch im Aufwachen ist, die Gerüche intensiv und der Stadtverkehr mäßig.

Die Sonne hat sich durchgekämpft. Für heute verspricht sie uns einen angenehmen Tag. Ich wünsche euch einen wundervollen Dienstag.

©by UMW

So ein verrückter Tag…

Es war ein Tag, an dem Maria schon um 7 Uhr aus dem Bett fiel. Ganz und gar nicht freiwillig, wie sich jeder denken kann. Es war ein Sonntag. Wer steht denn da schon gerne so früh am morgen auf? Tatsächlich gibt es Leute, die das gerne mögen. Nämlich dann, wenn sie eine Unternehmung vorhaben. Und Maria wollte zum Wandern. Mit Ihrer Cousine. Deshalb war sie bereits vor dem Weckerklingeln wach.

Wegen Nebel und der zu erwartenden 10 Grad hatte Maria sich in Schichten angezogen. Kurzarm-Shirt, darüber ein Shirt in Langarm, eine Fließjacke, darüber eine Daunenweste und eine Softshelljacke nahm sie sich vorsichtshalber auch noch im Rucksack mit. Schließlich wusste keiner genau, wie sich das Wetter schlussendlich entwickeln wollte. Für den kleinen Hunger hatte sie Obst und etwas zum Trinken dabei. Cousine Ida war ausgerüstet mit Tee und Broten.

So starteten die beiden pünktlich um 9 Uhr los und waren nach einer Stunde im Sudelfeld angekommen. Zum Wandern waren beide hier noch nicht. Da jedoch eine Freundin auf einer Alm aushalf, hatten sie sich bei dem Nebelwetter hierfür entschieden. Bewegung und Besuch der Alm und somit zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Oder so.

Es ging auch schon direkt gut los. Denn eine Wegbeschreibung konnte erst nach längerem suchen gefunden werden. Und die zeigte genau in ein stark bewaldetes Gelände. Durchs Unterholz ging es ziemlich steil erst einmal nach oben. So richtig nach Weg sah das Ganze für beide nicht aus. Maria drängte nach draußen. Auf die Piste. Das befand sie als für sicherer als durch dieses unwegsame Gelände zu laufen. Durch dichte feuchte Nebelschwaden suchten sich beide Frauen den Weg. Einmal blieben sie in, von Kuhspuren, tief ausgetretenen Löchern stecken. Ida versank bis zum Knöchel in diesem Schlamm. Fluchend befreite sie sich daraus, lief bis zur nächsten Ebene und reinigte die Schuhe. Maria konnte darüber nur den Kopf schütteln. Vorerst hatten sie erst einen Teil der Strecke geschafft und wer konnte sagen, wie oft sie noch durch so einen Matsch laufen mussten. Aber jeder, wie er will, dachte sie sich und stapfte weiter bergauf. Tatsächlich hatten sie nach gut zwei Stunden das Gipfelkreuz erreicht. Es war genau Mittags 12 Uhr als sie sich in eine geschützte Ecke drückten, sich am Tee erwärmten und den sich langsam auflösenden Nebel zusahen.

Richtig! Die Sonne kämpfte sich durch und ließ das bunte Laub goldenrot aufleuchten. Welch herrliche Entschädigung! Durchgefroren traten die beiden nach einer halben Stunde den Rückweg an. Schon nach einer guten Stunde hatten sie die Sonnenalm erreicht. Während sie draußen noch Schweinen und Ziegen zusahen, trat Anita aus der Alm nach draußen. Freudig begrüßten sich die Freundinnen, bevor sie alle in die warme Stube drängten. Schnell wurden die schweißnassen Shirts gegen trockene getauscht. Mit warmer Kaspresssuppe einerseits und Knödel mit Blaukraut und Entensoße andererseits wärmten sich beide Frauen auch innerlich auf. Das tat nach der feuchten Kälte gut.

In der Hütte hatten sich drei Musikanten zusammengefunden, die mit Gesang, Zither, Gitarre, Mundharmonika und noch anderen Instrumenten die anwesenden Gäste bespaßten. Dazu natürlich ein loses Mundwerk der Zitherhexe. Das alles, und ein beheizter Kachelofen, sorgten für eine angenehme Stimmung.

Nach der etwas längeren Pause machten sich die beiden Frauen, aufgewärmt und gesättigt, auf den Rückweg. Schon nach einer Stunde waren sie zurück bei ihrem Auto. Die Wandersachen wurden im Kofferraum verstaut und das Verdeck des Cabrio geöffnet. Schließlich wollten sie nun noch ein wenig länger die spärliche Sonne nutzen. Sitzheizung und warme Luft sorgten für ein angenehmes Klima. Herrlich war es so die Kurven ins Tal zu cruisen.

Mit einem Mal meldete sich der Keilriemen mit quietschen. Maria konnte das nicht verstehen, hatte sie diesen doch erst vor einem Jahr tauschen lassen, nachdem er da gerissen war. Das Quietschen hörte gar nicht auf. Ein Geruch nach Gummi beängstigte die Frau so, dass sie bei nächster Gelegenheit an den Straßenrand fuhr. Sie schaltete den Motor aus, löste den Deckel der Motorhaube und stieg aus. Schon beim Öffnen der Motorhaube dampfte es und beim Blick in den Motorraum konnte sie überall Feuchtigkeit feststellen. Die komplette Kühlflüssigkeit war aus dem Behälter heraus, stellte sie mit einem sachkundigen Blick fest. Damit war auch schon Schluss mit der Sachkundigkeit. Unter dem Fahrzeug hatte sich eine Pfütze gebildet und beim Blick auf die Straße konnte sie eine Spur bis zu ihrem Standplatz feststellen. Ach du grüne Neune! Wahrscheinlich hatten sie noch Glück gehabt, dass der Motor nicht mit drauf gegangen ist. Das „was genau“ sollte ein gerufener Automobilclub beurteilen. Vorerst hieß es warten.

Nach einer Weile stellte ein groß gewachsener Motorradfahrer seine schwere Triumph bei ihnen ab, nahm den Helm herunter und bot seine Hilfe an. Er schaute kurz in den Motorraum, lief um das Auto herum. So ein Auto würde ihn auch interessieren, meinte er. Maria, nicht auf den Mund gefallen, bot ihm das Fahrzeug zum Kauf. Im Frühjahr wollte sie das siebzehnjährige Auto sowieso verkaufen. Für sie, der die Möglichkeit und Fähigkeit fehlten, selbst zu reparieren, wurde das Gefährt doch langsam zu teuer. Der Mann wiegte seinen Kopf hin und her und bat erst einmal um die Telefonnummer. Maria dachte sich nichts weiter und diktierte sie ihm. Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten etwas an den Mann zu bringen. Warum also nicht auf der Straße bei einer Panne. Der Fremde und Maria unterhielten sich noch eine Weile bevor er aufgrund der untergehenden Sonne weiterfuhr. Ida lachte und meinte, dass DER doch nur geflirtet hat und kein Interesse an dem Fahrzeug sondern an Maria. Maria schüttelte den Kopf. So fertig, wie sie aussah…

Nach zwei Stunden war dann ein Abschleppdienst da und brachte das Fahrzeug in eine nahe gelegene Werkstatt. Den Heimbringdienst hatte sie beim Wechsel zu einem günstigeren Automobilclub übersehen und somit nicht abgeschlossen. Der Werkstattmeister in dieser ländlichen Gegend meinte, dass er versuchen werde kostengünstig neue Keilriemen zu montieren und auszuprobieren, ob es wieder läuft. Auf langfristig sei wohl der Tausch der angerosteten Lichtmaschine nicht zu umgehen. Mit den veranschlagten 250 € konnte sich Maria anfreunden. Es bleibt zu hoffen, dass sie keine weiteren Überraschungen hierzu erhielt.

Nach einer einstündigen Bahnfahrt und einem halbstündigen Fußweg waren die Frauen gegen 21 Uhr endlich zu Hause.

Kaum hatte sich Maria auf der Couch ausgestreckt meldete ein Ton am Handy den Eingang einer Nachricht. Sie kam von Moritz, dem Motorradfahrer. Er wollte wissen, ob sie gut nach Hause gekommen wären. So entspannte sich ein Chat, bei dem sich herausstellte, dass Moritz Maria kennenlernen wollte und zum Essen einlud. Wie Recht doch Ida mit ihrer Beobachtung hatte. Maria konnte sich an das Motorrad erinnern, aber nur vage an den Fahrer. Gut, groß und blond war er. Ansonsten hatte sie von diesem Menschen nichts aufgenommen. Essen gehen konnte sie ja einmal und sich den Mann genauer ansehen, kennenlernen. Sie verpflichtete sich ja zu nichts. So, wie dieser Mann schrieb, war er ziemlich angetan von Maria. Oder zumindest von ihren blauen Augen. Davon wollte er in der nächsten Nacht träumen… Hatte er geschrieben. Maria lachte und schüttelte den Kopf. Mit ein paar schönen Worten war es schwer sie zu beeindrucken. Da durfte Mann sich schon etwas mehr anstrengen. Naja, vielleicht war es ja sowieso nur eine Eintagsfliege. 

©by UMW

Genusszeit

Herbstzeit = Genusszeit

Herbstsonne erwärmend das Bergmassiv
und bunte Blätter räkeln sich lasziv
im Novemberwind gelockert der Erde entgegen.
Der Mensch streckt sein Gesicht der Sonne entgegen und erhofft ein wenig der Wärme zu speichern.
Genießend schlemmt er dabei einen Kaiserschmarrn oder Kuchen um seine Speicher für einen kalten Winter aufzufüllen.
Bunter Herbstgenuss in seiner Fülle.

©UMW

HERBST

Mit einem sonnigwarmen Wetter hat er

uns in Beschlag genommen.

Golden und rot glühten da die Blätter,

die nun taumelig auf die Erde segeln.

Inzwischen ist es trist und grau.

Der Nebel wabert an den Flussufern

und gibt den Blick kaum frei

auf Wasser oder Berg.

Der erste Schnee auf der Zugspitze

bringt eisige Kälte in die Stadt.

Wo ist der goldene Herbst geblieben?

Es ist Oktober und für den Winter zu früh.

Ich möchte durch dürre Blätter toben

und Gipfel erstürmen im Sonnenschein.

Du schöner bunter Herbst,

Du, lass dich erbarmen und sei.

©UMW