Einfach nur genießen (in Kas)

Es waren fünf Tage, die ich in der Türkei verbrachte. Das Land und die Menschen haben mich wieder herzlich aufgenommen und ich hatte mich sehr willkommen gefühlt.

Meine Unterkunft fand ich über AirBnB im Zentrum von Kas. Mit Derya verstand ich mich auf Anhieb hervorragend. Gleichaltrig, open minded, humorvoll und hilfsbereit in allen Dingen unterhielten wir uns recht gut in einem Gemisch aus Englisch/Deutsch/Türkisch und mit Händen und Füßen. Sie machte mich mit ihren Freundinnen bekannt und nahm mich sowohl zu einem nahegelegenen Strand als auch in die Innenstadt zum Treffen mit Freunden mit. Sie verwöhnte mich mit türkischem Kaffee und Chai genauso wie mit ihrem Selbstgebackenen. Zum Abschied bereitete sie mir ein türkisches Frühstück und verabschiedete mich an meinem Transferfahrzeug sehr herzlich. Als Fremde kam ich und hatte beim Abschied eine neue Freundin.

Bei Derya

In einem Café in der Nähe meiner Unterkunft traf ich einen „alten“ Bekannten wieder. „Wir kennen uns doch?“ So begann es. Eine Weile unterhielten wir uns über seine Pläne ein deutsches Café in Kas zu eröffnen. Er wollte da ausschließlich deutsche Kuchen anbieten. Die Eröffnung soll in den nächsten Tagen erfolgen. Für sein Vorhaben wünschte ich ihm ein „Gutes Gelingen“. Am Abend traf ich ihn mit anderen Bekannten im Restaurant wieder. Er hatte uns gesehen und eine Runde Raki ausgegeben. Wir prosteten ihm zum Dank zu.

Eine Bekannte besuchte ich an ihrem Arbeitsplatz. Sie freute sich sehr mich zu sehen und wir verabredeten uns für ihren freien Tag. Auf ihren Vorschlag hin wollten wir mit dem Tauchboot rausfahren und ich konnte bei dieser Gelegenheit Scuba Diving ausprobieren.

Auf dem Boot erfolgte eine kurze Einführung um das Material kennenzulernen. Später ging es zum praktischen Teil über. Als Lehrer hatte ich den Eigentümer. Einen sehr ruhigen älteren Mann, den seine Geduld auszeichnet. Für mich war es anfangs ein Problem nur über den Mund zu atmen. Das Vertrauen, dass dies funktioniert, durfte ich erst kennenlernen. Ich merkte, dass es klappt, wenn ich entspannt blieb. Vor allem hatte ich gelernt: grinsen beim Tauchen ist nicht! Genau! Dannn gibt es nämlich eine Ladung Salzwasser 😉 Es war vorerst ein Ausprobieren. Einen längeren Kurs möchte ich bei meinem nächsten Aufenthalt buchen. Für mich hatte es einen WOW-Effekt und es ist eine neue Erfahrung in meinem Leben.

Am Leymonia Beach verabredete ich mich mit A., die mit ihrer Freundin aus Istanbul dort war. Mit social Distance hielten wir uns dort unter großen Sonnenschirmen auf. Jeder hatte eine bequeme Liege. Von einem jungen Ober wurden unsere Wünsche erfüllt – nicht nur in Bezug auf Essen und Trinken, sondern auch was Liege, Schirm und Kissen betraf.

Dem Mädelstag folgte noch ein gemeinsames Abendessen mit kalter und warmer Meze (Fisch, Gemüse) und Raki in einem Hafenrestaurant. Ich lernte den Raki türkisch zu trinken. Das heißt, in einem Glas ist der Raki mit Wasser und Eis und in dem anderen Glas ist ein Roter Rübensirup. Diesen gibt es würzig oder mild. Wir hatten die würzige Variante. Immer wenn Raki getrunken wurde, tranken wir einen Schluck von dem Rübensirup. So hatte ich ein neues Geschmackserlebnis kennengelernt. Um Mitternacht war im Restaurant Zapfenstreich.

Das Feiern wurde auf den Marktplatz verlegt. Hier saßen wir in der Runde auf dem Boden. Das nötige Bier konnte im Supermarkt gekauft werden.

Das Video ist von Gizem, das Gruppenbild von Melek. Danke an die beiden 🙂

In dieser kurzen Zeit hatte ich wieder viel erlebt und neue Eindrücke gewonnen. Die Türkei hat auf jeden Fall einen Platz in meinem Herzen.

©by UMW

Zurück, und nun?

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In den vergangenen Wochen, seitdem uns Covid-19 regiert, habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, wann ich wieder loskann. Irgendwie habe ich das Gefühl eingesperrt zu sein und irgendwie will ich wieder mein eigenständiges Leben. Meinen eigenen Raum. Ich fühle mich ausgebremst. Ausgebremst durch die derzeitige Situation.

Die weltweite Lage ist in meinen Augen noch ungeklärt. Zwar sind die Grenzen offen und reisen ist erlaubt. Dennoch sind überall Einschränkungen und Vorgaben einzuhalten. Hinzu kommt, dass noch weltweit mit einer neuen Welle gerechnet wird.

Innerlich fühle ich mich zerrissen. Emotionen und das Abwägen von Möglichkeiten beschäftigen mich.

Ich bin in verschiedenen Seglerforen angemeldet. Dadurch haben sich  einige Kontakte zum Mitsegeln ergeben. Mit einem Spanier war ich mir schon einig. Sein Boot liegt in Menorca und der Plan war um die Balearen und nach Griechenland zu segeln. Aufgrund der Pandemie hat sich auch das erst einmal zerschlagen.

Einladungen nach Neuseeland, Australien und USA habe ich ebenfalls über diese Foren. Mir ist es jedoch lieber, erst einmal im Mittelmeer weitere Erfahrungen zu sammeln.

Eine Entscheidung zu treffen ist mir schwergefallen, ich habe lange mit mir gerungen. Vor allem die Ungewissheit, ob noch ein neuer Lockdown auf uns zukommt, hat mich bewogen erst einmal wieder in der Heimat zu bleiben.

… und wer weiß heute schon, was morgen ist 😉

©by UMW

Sehnsucht

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Ein sehnen nach… Oder auch ein inniges Verlangen nach einer Situation, einem Menschen, einem Gegenstand. Etwas, was im Moment unerreichbar scheint. (so beschreibt es WIKIPEDIA)

Es gibt derzeit wenige Menschen, die mit der momentanen Situation zufrieden sind. Die Mehrheit ist unzufrieden. So wie ich.

Sosehr ich meine Zeit mit meiner Familie genieße, so sehr möchte ich wieder mein eigenes Leben. Damit meine ich meine Freiheit, das zu tun, was ich möchte. In dem Raum und Rahmen meiner Möglichkeiten. Meine sieben Sachen packen und meiner Sucht frönen. Meiner Sucht nach Wasser – in, auf und am. Wie es sich eben ergibt.

Ich möchte wieder unterwegs sein, neue Leute und fremde Kulturen kennenlernen. Fremden Sprachen lauschen und dabei lernen.

Wie lange müssen wir noch warten, bis die Grenzen öffnen? Bis wir unserer Reiselust wieder nachgehen können?

Hey Scottie: Beam me to the sea… 😀

©by UMW

Verschnupft und zugenäht

Die Nase dicht

Das Schlucken fällt schwer

Gerötete Augen

Ich seh nix mehr.

Na ja, ganz so schlimm ist es nicht. Nur annähernd. Ich will nicht jammern! Es passt nur wenig zur Jahreszeit. Wir haben Sommer und meine Nase ist gestrichen voll. Bei mir legt sich das erst einmal auf den Hals.

Zwei freie Arbeitstage habe ich mir genommen, um verschiedene Dinge zu erledigen. Mir war es wichtig Passfotos zu bekommen und den Reisepass zu beantragen. Beides habe ich gestern erledigt. Die Fotos sind ganz ordentlich geworden. Das Gegenüber kann mich erkennen. Ihr lacht? Vor einer Woche hatte ich Passbilder gemacht, da fiel es schon schwer die Person auf dem Foto mit mir in Verbindung zu bringen. Ein schreckliches Foto. O-Ton meiner Kolleginnen: „Das kannst du nicht verwenden! Darauf bist nicht du erkennbar. So lassen sie dich nirgends einreisen.“

Deshalb bin ich in ein anderes Fotostudio. „Ich brauche Passfotos. Bitte so, dass ich mich auch erkenne“, begrüßte ich den Fotografen. Ein junger Mann mit voll tätowierten Armen und einem Vollbart. Ohne Vollbart und ich jünger… Da wäre der Sabber gelaufen 😀

Lange Rede kurzer Sinn. Gesagt, getan. Knips knips im Scheinwerferlicht im Keller der Arcaden. Schon waren die Bilder fertig und ich tatsächlich zufrieden.

Meinen Termin beim KVR hatte ich mir online geholt. Das war gut so! Als ich das Amt betreten hatte, wäre ich fast rückwärts wieder raus. Es war voll. Übervoll! Ein älterer Ordnungsmensch sah mich, begrüßte mich und meinte: „Sie haben sicher einen Termin. Setzen Sie sich hin. Die Nummer wird angezeigt. Nicht erschrecken, die Nummern laufen durcheinander. Es dauert auch ein bisschen länger.“ Ich nahm Platz und beobachtete die Anzeige. Gut fünfundzwanzig Minuten nach meinem reservierten Termin war ich an der Reihe. Das ging dann zügig. Meine Daten wurden eingetragen und meine beiden Zeigefinger elektronisch gescannt. Ohne diesem Scan dürfen wir in verschiedene Länder gar nicht mehr einreisen. USA allen Ländern voraus. Das Netz hat sowieso sämtliche Daten, warum soll ich dann hier einen Aufstand machen? Für mein Vorhaben habe ich den Reisepass mit 48 Seiten beantragt. Wer weiß, wie viele Stempel hier Platz brauchen. Nachdem ich dafür 82 € gelöhnt hatte, wurde mir der weitere Vorgang erklärt. Im Internet nach 4-6 Wochen prüfen, ob der Pass fertig ist. Sobald dieser zur Abholung bereit liegt, kann ich ohne Termin zum Amt und abholen.

Wieder etwas geschafft…

©by UMW

Gönnen können

Seit einigen Wochen bin ich nun in den Vorbereitungen für meine große Reise um die Welt. Meine Wohnung leert sich zunehmend. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Es sind noch 3,5 Monate. Das klingt im ersten Moment vielleicht noch lange. Wir wissen aber alle, dass Zeit relativ ist und auf einmal ganz schnell rast.

Inzwischen habe ich mein Vorhaben publik gemacht und meinen Job gekündigt. Es gibt viele Menschen, die es klasse finden und meinen Mut bewundern. Den Mut einen neuen Lebensabschnitt zu wagen. Fernab der Sicherheit. Fernab von Komfortzonen. Wie viele würden sich gerne anschließen, um dieses Abenteuer miterleben zu dürfen. Was sie aufhält sind Familie, Verpflichtungen und der Mut etwas Neues zu wagen und sich auf das Leben einzulassen, wie es kommt. Schön ist, dass diese Menschen sich mit mir freuen.

Nur gibt es leider auch die Menschen, die alles schlecht reden. Die versuchen mich zu verunsichern. Dabei haben sie Angst vor allem und dem Leben im besonderen. Da fängt bald jeder Satz an mit „Was ist, wenn…“ Sicherlich kann es unschöne Momente geben. Momente, in denen vielleicht das Herz in die Hosen rutscht oder mich Panik erfasst. Das kann alles vorkommen. Muss ich mich damit schon im Vorfeld befassen?! Ich meine „Nein!“ Es reicht dann aus, wenn dieser Moment da ist. Wenn er denn überhaupt kommt. Für diesen Moment wünsche ich mir dann, dass mich meine Phantasie unterstützt und mir eine Lösung zuraunt. Zudem bin ich in Gesellschaft.

Als Team lässt sich doch alles wuppen. Und nur das zählt!

©by UMW

Zugfahren in Deutschland

Inzwischen ohne eigenen fahrbaren Untersatz, habe ich mir diesen Luxus wieder einmal gegönnt. Meine Mutter zu besuchen war überfällig, denn die Neuigkeiten wollte ich ihr nicht am Telefon erzhählen. Außerdem war es wirklich allerhöchste Zeit, denn in der Kleinstadt verläuft der Informationsaustausch – oder soll ich sagen Tratsch? – meist so schnell wie ein Strohfeuer.

So machte ich mich morgens früh auf den Weg. Erst einmal Bus, dann S-Bahn und ab Freising mit der Regionalbahn. Beim Einstieg hatte ich schon Probleme, denn überall junge und ältere Menschen. Dazu viele Besucher aus anderen Ländern. Sie saßen und standen im Zugangsbereich und in den Gängen. Eben überall, wo sich ein Eckchen fand.

Dummerweise lassen sich die Zugfenster nicht mehr überall öffnen. Auf die dicke Luft brauche ich wohl nicht hinweisen.

Auch ich setzte mich erst einmal auf den Boden. Meinen Rucksack zwischen den Beinen und las. Ich war froh, eine Jeans und kein Kleid angezogen zu haben.

IMG_20190530_093342413An der nächsten Haltestelle ging ich durch diesen Wagon nach hinten. Doch der Übergang in den nächsten Wagon war unmöglich. Die Menschen standen wie die Heringe. Kein Durchkommen. Mit einem „Willkommen“ und großem Hallo wurde ich begrüßt. Doch ich habe mich direkt wieder zurück gezogen.

Ich blieb also in dem Wagon, in dem ich eingestiegen war und suchte mir erneut einen Platz. Im Zugeingangsbereich stand und saß eine indische Familie mit Kinderwagen und Kleinkind. Da gesellte ich mich dazu. Einer der Söhne turnte an den Haltegriffen herum. Kurzer Smalltalk mit den Eltern auf Englisch. Lächeln wegen der Enge. Ein Feeling wie in der großen weiten Welt.

Ich nahm das Ganze gelassen. Es ging nicht anders. Die Bahn ist halt unflexibel. Ansonsten wären ein oder zwei Wagon mehr an der Lok gehangen. 

©by UMW

Entscheidung

Jede Entscheidung hat eine Auswirkung. Auf einen selbst und auf sein Umfeld. Ich habe mich entschieden.

Nachdem ich heute in Bezug auf die Ernsthaftigkeit nachgefragt hatte und diese als solches bestätigt wurde, habe ich zugesagt. Zugesagt, mein Leben neu zu gestalten. Es ist spannend und bleibt es auch.

Es sind fünf Monate, die ich für Vorbereitungen habe. Zeit, um hier alles aufzulösen. Zu überlegen, was mir wichtig ist und von welchen materiellen Dingen ich mich trennen mag.

Andererseits darf ich überlegen, was künftig wichtig sein wird und was ich noch brauche.

Es ist aufregend und bringt mir viel Betriebsamkeit. Was muss alles gekündigt werden? Sämtliche Verträge habe ich heute bereits gesichtet und die Schreiben vorbereitet. Viel Papier entsorgt.

Bei meiner Ausräumaktion ist mir aufgefallen, wie viel Sachen ich besitze. Wie viele Dinge sind darunter, die seit Jahren in einer Ecke oder Schublade vor sich hin gammeln? Es ist beängstigend!

Kennt ihr das auch? Oder lasst ihr es gar nicht so weit kommen?

©by UMW