Dezember Blues

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Eisige Kälte um sie herum. Gleichmäßig bewegen sich ihre Beine und laufen den Weg, den das Hirn vorgibt. Sie spüren nichts mehr. Zu lange tragen sie den Körper schon vorwärts. Einem ungewissen Ziel entgegen. Atemwolken bilden sich vor dem Mund. Die Wangen sind von einer feinen Schicht gefrorener Kälte überzogen. Braune Augen blicken stumpf in die Leere. Die einstmals feine Wolle ihres Mantels ist dünn und zerschlissen. Ihre Schuhe haben schon lange die Sohlen verloren und aus den Socken ragen die Zehen. 

Sie hatte vergessen, warum sie unterwegs war. Inzwischen war sie müde. So müde. Keinen Schritt mehr konnte sie ihren Muskeln entlocken. Vorsichtig ließ sie ihren dürren Körper am Baumstamm herunterrutschen. Das wenige, was vom Mantel übrig war, zog sie eng um sich. Wenige Minuten noch starrte sie in die Ferne. Sah ein Flimmern, bevor die müden Augen zufielen. Ihre Zeit hatte ein Ende gefunden. Genauso, wie es den Bäume mit ihren dünnen Ästen jährlich ergeht.

Ihr persönlicher Frühling war geprägt gewesen von Geborgenheit, dem Entdecken einer kleinen Welt und vor allem einem freudvollen Spielen mit viel Lachen.

Der Sommer brachte ihr die Liebe, Freude und Lust. Sie gab sich dem mit all ihrer Leidenschaft hin.

Während sie in ihrem Herbst war, erfreute sie sich an den bunten Erinnerungen, die ihr das Leben geschenkt hatte und gab dies an all ihre Lieben weiter.

Der Winter erlahmte sie. Trotzdem empfing sie ihn mit offenen Armen. Ihre Bewegungen wurden langsam. Dennoch ging sie mit ihm, und durch ihn fand sie ihr Ende.

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BELLA DONNA

Bella Donna – Blüte

Ein wunderschönes Nachtschattengewächs, das mir erst kürzlich im Wald begegnete. Gerade beschäftigt mich die Pflanze sehr. Dabei denke ich vor allem an ihre Wirkung und Auswirkung. Jeder, der sich ein wenig mit der Botanik auseinandersetzt, weiß, dass diese Pflanze hochgiftig ist. Alle Teile an ihr sind giftig. Deshalb sind Kinder davon fern zu halten und dieses Gewächs nicht zu berühren. 

Sie ist auch als Schlafkirsche, Teufelsbeere oder Wutbeere bekannt. Die Inhaltsstoffe sind Atropin, Hyoscyamin, Skopolamin und verschiedene Nebenalkaloide.

 

Die Tollkirsche als Frucht

Bisher hatte ich das homöopathische Bella Donna in der Potenz D12 bei grippalen Infekten oder bei Kindern mit Mittelohrentzündung verwendet.

Im Mittelalter wurde die Pflanze als Schönheitsmittel (zur Vergrößerung der Augen) und für verschiedene Tränke verwendet. So manch einer wurde durch den Trank in einen anderen Zustand versetzt. Es lag wohl daran, wie gut die Person mit der Pflanze vertraut war. Der eine oder andere Mensch fand auch den Tod.

Ich lernte die Bella Donna bei einer meiner schamanischen Reisen kennen und habe sehr großen Respekt vor dieser Pflanze.

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Stirb…

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In Zeiten, die wir nun seit mindestens drei Monaten durchleben, bekommt der Tod wieder eine neue Bedeutung. Vor allem ist es das Bewusstsein, dass nichts endlich ist. Der Tod gehört zum Leben. In jeder Kultur. Überall auf der Welt. Nur in unseren Breitengraden wird er totgeschwiegen. Keiner will sich wirklich damit beschäftigen, außer … Ja, genau. Erst dann, wenn der Gevatter Tod an die Türe klopft.

Wer schon einmal eine Nahtoterfahrung mitgemacht hat, weiß sein Leben zu schätzen. Ebenso wie jemand, der schwerkrank war und dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen ist. Wie verletzend es sein kann, wenn zu einem gesagt wird: „Stirb!“ kann nur jemand nachvollziehen, der es schon gehört hat. In dem Moment stirbt tatsächlich etwas. Es ist ein kleiner Tod.

Der Tod kann uns überall ereilen. Er wird uns ereilen. Irgendwann. Bisher hat noch keiner lebend diese Welt verlassen.

Bis es jedoch soweit ist, sollten wir leben. Das Leben in seiner vollen Vielfalt annehmen.

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Leben heißt leben

Wieder einmal sind es die Gedanken, die sich festfressen. Gedanken, die mir während des Radelns durch den Kopf spuken.

Es geht um den Sinn meines Lebens. Warum, weshalb, wieso… Mein Leben und wie es bisher verlaufen ist und wie es läuft. Warum sich Dinge anders entwickeln als angenommen oder gewünscht. Weshalb etwas endet, was doch einmal super begonnen hatte. Und hier geht es nicht unbedingt um die Gegenwart. Vergangenes ploppt und blubbert nach oben.

Wer kennt ihn nicht diesen Gedankenkreislauf? Der Kreislauf, der sich alljährlich in der dunkleren Jahreszeit einstellt. Einen einpackt wie Watte und die Gedanken umhüllt wie eine wärmende Daunenjacke. Es wirkt wie ein Sog und zieht mitunter in eine scheinbar beruhigende und friedlich wirkende Umgebung. Hier lässt es sich aushalten. Entscheidungen sind unnötig. Es ist ein verharren, ausharren oder vielleicht ein kleines sterben. Tot sein.

Nur, wer will wirklich als Lebender tot sein? Ich nicht!

Also muss ich mich besinnen. Besinnen auf das Schöne. Das Farbige. Das Fröhliche. Die Lebensfreude! Raus in die Natur. Rauf auf einen Berg oder an ein Gewässer. Hauptsache raus und es ist farbig bunt.

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Sorgen…

Dieses Jahr nimmt es irgendwie kein Ende. Was hat das Schicksal nur mit mir vor? Was soll ich lernen? Diese ganzen Hiobsbotschaften…

Auf einmal sieht sie doppelt – mit jedem Auge. Das heißt, alles ist irritierend vierfach zu sehen. Beim Arzt wird festgestellt, dass es ein Tumor ist. Ein gutartiger – zumindest das. Zügig die Einweisung und auch die Operation. Alles gut verlaufen. Prima! Doch dann… Kopfschmerzen. Immense Schmerzen. Also kommt sie ins CT. Der Befund: Meningitis. Dies sei jedoch unabhängig von der Operation. Woher es kommt kann niemand sagen. Wieder Intensivstation. Weihnachten sicher im Krankenhaus.

Alle sind nervös. Irgendwie schwingt eine Angst mit, dass sie gehen könnte. Wieder einmal wird bewusst, wie nah Leben und Tod einander sind.

Dieses Jahr reicht es mir. Ich möchte mich nur noch zurücklehnen, anlehnen können und aufgefangen werden.

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Die Ermittlung

(Auf vielfachen Wunsch meiner Leserschaft. Das Telefon klingelte pausenlos…)

Mit den Ermittlungen, im Zusammenhang mit Marias Tod, wurden Techtel und Mechtel beauftragt. Beide nahmen ihre Aufgabe sehr ernst. Als gewissenhafte Beamte war es ihnen ein großes Anliegen den Tod aufzuklären.

Nachdem Maria leblos in ihrer Wohnung aufgefunden worden war, versuchten alle diesen Umstand zu verstehen. Ein schwieriges Unterfangen. Nach den vorangegangenen polizeilichen Untersuchungen konnte nichts gefunden werden. Ein Einbruch wurde ausgeschlossen. Maria musste den Täter gekannt haben. Die Frau hatte keinerlei Verletzungen und wirkte völlig unversehrt. Diese gesunde sportliche Frau konnte doch nicht einfach so tot umgefallen sein. Das war unverständlich. Es musste etwas gefunden werden. Techtel versuchte es sogar noch mit Wiederbelebungsversuchen, was aber verständlicherweise zwecklos war.

Die Nachfrage bei den Nachbarn hatte nichts ergeben. Keiner hatte etwas gehört oder beobachtet. Bei der Befragung der Kinder konnten die Beamten nur Bestürzung feststellen. Der Vernehmungskreis wurde ausgeweitet. Freunde wurden befragt, die sie zuletzt gesehen hatten. Livia konnte sich erinnern, dass Maria beim letzten Treffen ganz anders war. Sie beschrieb es so: „Irgendwie hab ich Maria am Samstag nicht wieder erkannt. Vom Verhalten her. So, wie sie da war, kannte ich sie nicht. Sie zitterte die ganze Zeit, wirkte völlig durch den Wind. Aber gesagt hat sie auch nix.“ Ilke, die dabei stand, bestätigte die Aussage der gemeinsamen Freundin. „Sie wirkte niedergeschlagen. Sonst war sie immer so lebensfroh. Hat uns alle mit ihrem Frohsinn mitgerissen. Schlechte Laune oder so kannte ich bei ihr nicht. Nein, wirklich nicht.“ Da schaltete sich Mark ein: „Sie hatte Kopfschmerzen. Ich hab ihr sogar noch die Verspannung aus dem Nacken massiert. Mit den Ibuprofen hat es dann doch noch gewirkt. Und der Ouzo beim Griechen hat sie dann völlig entspannt.“ Die anderen stimmten ihm zu. Die Kopfschmerzen. Vielleicht war ja da etwas…

Techtel fragte die Freunde, ob sie von Feinden wüssten. Bine verneinte: „Maria? Niemals hatte die Feinde. Die war ja zu allen immer so gut. Obwohl… Mit Betti hat sie sich entzweit. Nein, an der kann es auch nicht liegen. Die haben ja keinen Kontakt mehr und Betti ist mehr damit beschäftigt, dass sie von anderen gesehen wird.“

In dem Moment klingelte bei Mechtel das Telefon. Eine aufgeregte Frauenstimme war hörbar. Mechtels Gesicht zeigte Überraschung. Nach Ende des Gespräches sagte er: „Wir haben den Täter. Eine Frau, die keine Frau ist – oder so. Techtel ruf mal im Präsidium an und schick jemanden raus nach Finsterwalde. Die sollen eine Paula Neid festnehmen. Die hat unsere Maria getötet. Mit Eifersucht und Missgunst. Komisch, wie heute die Leute umgebracht werden. Früher gab es noch Pistole und Messer. Heute aber… Naja, gibt’s  wenigstens keine Schweinerei, so ohne Blut“. Kopf schüttelnd gingen Techtel und Mechtel zu ihrem Fahrzeug und fuhren weg.

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Maria

Sie war eine Frau, die alles in sich vereinte. Wenn wir die Menschen in ihrem Umfeld befragen, bekommen wir die Rückmeldung, dass sie besonders war. Maria hatte ein großes Herz, viel zu groß. Diese Frau hatte immer ein offenes Ohr und stand zur Seite, wenn Hilfe gebraucht wurde. Maria war einzigartig, verantwortungsbewusst, liebevoll, geradlinig, ehrlich, offen und vor allem sah sie in jedem Menschen das Gute.

Sich selbst hatte sie augenzwinkernd als Luder bezeichnet. Uns kam zu Ohren, dass sie das auch war – hin und wieder, im Bedarfsfall. Sobald ihre Leidenschaft geweckt war.

Die Zeiten sind vorbei. Maria ist tot. Die Polizei ermittelt.

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