Am Anfang steht der erste Schritt…

Nach einer kurzen Nacht stand Maria nur mühsam auf. Glücklicherweise waren es nur noch zwei Tage bis zum Wochenende. Zwei Tage und dann konnte sie ausschlafen. Na ja, ausschlafen ist immer relativ bei Maria. Für Samstag hatte sie den Vormittag für sich, Mittag war sie verabredet. Mit einem langjährigen Freund und einem Bekannten aus dem letzten Weiterbildungskurs. Bis dahin waren aber noch zwei Tage.

Trotz einem leichten Regen ging die Frau ohne Jacke zur Tür raus und lief die Viertel Stunde zur U-Bahn. Bewegung war immer gut. Und nachdem das Fahrrad doch schon ein paar Tage mit einem platten Reifen vor dem Haus stand, war es wichtig zumindest ein bisschen zu laufen. Sie empfand es angenehm durch den Nieselregen zu laufen. Die Musik im Ohr beschwingte Maria und sie sang mit. Es war sowieso noch niemand auf der Straße, dem es gegebenenfalls stören könnte.

Während der Fahrt surfte Maria durchs Internet. Unter anderem schaute sie sich die Neuigkeiten auf Facebook an. Ein Freund war erst wieder bei einer Regatta gewesen. Von dem hatte sie schon lange nichts mehr gehört. Sie mochte ihn sehr gern, also sprang sie wieder einmal über ihren Schatten und fragte ihn über WhatsApp, wie es denn für ihn gelaufen sei. Seine Antwort kam schon nach kurzer Zeit. Er sei wieder einmal der schnellste gewesen und er habe viel Spaß gehabt.

Im nächsten Satz fragte er sie, ob sie denn noch Urlaub haben würde. Er habe vor die nächsten zwei Wochen die Konaten zu umsegeln. Flink im denken fragte sie ihn direkt, ob das nun eine Einladung sein solle. Ja, das wäre doch ein Abenteuer. So mit seinem kleinen Segelboot verschiedene Häfen und Buchten ansegeln. Auf nachfragen erfuhr Maria, dass auf dem Boot geschlafen werden solle und alles sehr spartanisch sei. Mit spartanisch hatte sie kein Problem. Von ihren Hüttentouren kannte sie das ja bereits.

Die Frau war ziemlich überrascht. So gut kannten sie sich nun ja doch nicht, aber so ein Segeltörn würde sie schon sehr reizen. Und mit dem Mann könnte sie sich das auch irgendwie vorstellen. Ja, es wäre sicher eine Herausforderung. Ein kleines Boot und viel Wasser außen herum. Sehr beengend.

Jetzt hieß es erst einmal das mit dem Urlaub klären. Ihr Chef, der selbst Segler ist, ermunterte sie noch und fand es eine super Sache. Ihre Urlaubsvertretung freute sich für sie und konnte sich die Vertretungszeit einrichten. Wow! Das ging ja mal wieder alles glatt.

So richtig glauben konnte Maria es doch noch nicht. Eine Woche und zwei Tage noch bis es losgehen soll. Da gab es noch einiges zu organisieren, zu bedenken und vor allem vorzubereiten.

Ein erster Schritt in ein neues Abenteuer.

©UMW

Das Leben ist voller Überraschungen

Was mir heute widerfahren ist, erscheint mir einerseits… Ja, was eigentlich? Mir fehlen die Worte.

Der Tag war heute heiß. Sehr heiß. Und ich fühlte mich gut. Für Abend hatte ich mit einer Freundin ein Treffen am See ausgemacht. Ich kam wirklich pünktlich raus heute. Wochenende! Freude!

Mit dem Fahrrad fuhr ich aus dem Firmenhof. Irgendwie spürte ich die Kante der Schiene des Tores etwas heftiger als sonst. Ich nahm es wahr, dachte mir jedoch nichts weiter dabei.

An der ersten großen Kreuzung meinte ich, dass der hintere Reifen etwas eiern würde. Ich prüfte den Reifen. Es fehlte etwas Luft, aber das kam schon einmal vor. Nach einer Weile ging es bergab. Oh weh! Da eierte es richtig. Richtig platt war der Reifen nicht, aber nur halbvoll.

Ein attraktiver Radler sprach mich wegen des platten Reifen an. Ich fragte ihn nach einer Luftpumpe. Der Gute hatte das dabei, was ich in Miniatur nicht besitze. Dummerweise bekam auch er das Ventil des Fahrradschlauches nicht auf. Tja… Somit konnte er seinen guten Willen, mir helfen zu wollen, nicht umsetzen. Ich dankte ihm für seine Bemühungen und er fuhr seines Weges.

Auf der anderen Straßenseite angekommen sah ich einen Reifenhändler. Ich überlegte noch, ob ich reingehen soll. Dann sah mich ein Mechaniker an und ich fasste Mut und ging über den Hof auf die Werkstatt zu. Ihn fragte ich nach Hilfe. Mit einer Zange schaffte er es das Ventil zu lösen. Er befüllte den Reifen noch mit gut Luft.

Dankbar und glücklich fuhr ich von dannen. Nun konnte ich es doch noch pünktlich zum Treffen schaffen.

Meinte ich… Die Luft hielt die nächsten vier oder fünf Kilometer. Dann ging es wieder los, das geeiere am Hinterreifen. Die Hälfte meines Weges hatte ich glücklicherweise hinter mir. Bis nach Hause waren es noch gut 6 Kilometer, die ich zu Fuß und Rad schiebend in 1,5 Stunden zurück legte. Der ganze Frauenbonus in dieser Sache hatte nichts genutzt. Das Schicksal hatte etwas anderes mit mir vor. Bewegung sollte ich haben, langsam vorankommen. Warum auch immer. Ich war weder genervt oder so. Es war wie es war. Ich konnte es so annehmen. Meine Freundin rief ich an und teilte ihr die Misere mit. Wir wollten uns einfach später treffen.

Das Fahrrad brachte ich direkt zu meinem Sohn, bat ihn mir die Reparatur abzunehmen. Bis Anfang nächster Woche sollte ich es wieder fahren können.

Zu Hause hüpfte ich kurz unter die Dusche, zog mir ein frisches Kleid an und fuhr mit dem Cabrio zum Starnberger See, wo ich meine Freundin um 19 Uhr am Biergarten antraf. Es wurde ein angenehmer ruhiger Abend mit einem wunderschönen Sonnenuntergang und einem Spaziergang zum Andenkenkreuz von unserem König Ludwig. In der heutigen Zeit könnte er ein guter Freund von mir sein. An Verrücktheit würde ich ganz gut mit ihm mithalten. O.K., meine Verrücktheit ist etwas anders…

Zu fortgeschrittener Zeit beobachteten wir das Wetterleuchten über dem See und die Lichter auf der gegenüberliegenden Seite des Sees. Es war sehr schön anzusehen. Wir unterhielten uns leise, während in unserer Nähe mehrere junge Männer angelten.

Als wir losgingen sprach uns einer von den jungen Kerlen an. Er bot uns fangfrischen Fisch an. Ich fragte nach dem Preis. Er nannte uns den handelsüblichen Kilopreis. Es stellte sich aber heraus, dass er uns Fisch schenken wollte. Einfach so. Sie hatten erfolgreich geangelt. Irgendwie wollte er uns eine Freude machen. Er nahm mir zwei Renken aus und sechs Barsche. Packte alles in eine Tüte. Ich war (und bin noch immer) völlig überwältigt. Wie oft bekomme ich von Fremden etwas geschenkt? Bisher wohl noch gar nicht.

Wir unterhielten uns ein wenig und hörten somit, dass sie fast täglich da sind. Ich weiß, wir sehen uns wieder.

Es gibt keine Worte dafür, was diese Aktion in mir ausgelöst hat. Ich fühle mich gesegnet. Dankbar. Ohne Worte.

©by UMW